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Saturnalien in der Innenstadt

Gewerkschaft und Konkurrenz betrachten Saturn-Eröffnung argwöhnisch  ■ Von Peter Ahrens

Saturn ist gelandet. Seit Wochen wirbt der Elektromarkt mit einer „intergalaktischen Neueröffnung“ an der Mönckebergstraße, und die gabs gestern mit intergalaktischem Geschiebe. Die Handelskammer jubelt, dass sich der größte Saturn Deutschlands in der City angesiedelt hat, die Konkurrenz befürchtet einen Preiskrieg, und die Gewerkschaft steht weitgehend außen vor.

Saturn gehört wie die Media-Märkte zum Kölner Metro-Konzern, einem Handelsgiganten mit gut 91,7 Milliarden Mark Jahresumsatz und 165.000 MitarbeiterInnen weltweit. Die Elektrosparte machte im Vorjahr knapp 2,2 Milliarden Mark Umsatz. Den Hamburger Markt hatte Metro bisher mit drei Media-Märkten in Billstedt, Eppendorf und Dulsberg besetzt. Der Fachmarkt im ehemaligen Horten-Gebäude an der Mönckebergstraße soll nach Konzern-Plänen der erste in einer Reihe von Saturn-Läden in Hamburg werden.

Während Bernd Reichhardt von der Handelskammer „die Ansiedlung im gewachsenen Zentrum als sehr positiv“ bewertet, ist die Gewerkschaft Handel Banken und Versicherungen erheblich reservierter. Zwar ist Saturn als Mitglied der Metro-Familie tarifgebunden, doch Einblick in die Arbeitsbedingungen hat die HBV kaum. „In der gesamten Elektromarktbranche haben wir wenig Zugriff, weil der gewerkschaftliche Organisationsgrad ganz gering ist“, sagt Petra Reimann, Gewerkschaftssekretärin bei der Hamburger HBV. Einzige Ausnahme ist das Elektrogeschäft Brinkmann. „Der ist so alteingesessen und traditionell an die HBV angebunden, da haben wir keine Probleme“, sagt Reimann. Man werde nun trotzdem versuchen, bei Saturn einen Betriebsrat zu gründen.

Und den gibt es längst nicht in allen der 50 bundesweiten Saturn-Filialen. „Die Arbeitgeberseite versucht gerade in den Saturn-Märkten ohne Betriebsrat immer wieder, bei den Details der Tarifverträge ihre eigenen Spielregeln zu entwi-ckeln“, sagt Bernd Petry, Geschäftsführer der HBV in Köln, dem Konzernsitz der Metro. Dazu zählt er vor allem Arbeitszeitregelungen, bei denen versucht würde, sie im Sinne des Unternehmens auszuhandeln. „Da herrscht die Flexibilisierung pur“, sagt Petry.

Nur begrenzt begeistert von der Neuansiedlung des Saturn, der laut Geschäftsführer Carsten Strese zur „ersten Adresse für die Hamburger“ ausgebaut werden soll, ist logischerweise die Konkurrenz. Sie befürchtet einen ruinösen Preiskrieg, wie ihn Metro mit Media Markt und Saturn in Köln über Monate durchgezogen hat. „Das steht uns allen bevor“, sagt Brinkmann-Sprecherin Ellen Meyer. Saturn habe auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin angekündigt, Hamburg für zumindest drei Monate mit Dumpingpreisen zu überziehen. Flankiert wird die Saturn-Offensive von einer bundesweiten Werbekampagne, in die Metro eine dreistellige Millionensumme investiert haben soll. „Das wird schon haarig“, sagt Meyer, die sich nur schwach tröstet: „Die Innenstadt wird dadurch ja wenigstens in ihrer Attraktivität gestärkt.“

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