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Armeniens Armee setzt Regierung nach Anschlag unter Druck

■ Acht hohe Politiker wurden bei der Erstürmung des Parlaments durch ein Terrorkommando ermordet. Nach nächtlichen Verhandlungen gaben die Attentäter auf. Der Verteidigungsminister fordert Konsequenzen

Erivan (rtr/AFP) – Nach der blutigen Erstürmung des Parlaments steht Armenien möglicherweise ein neuer Machtkampf bevor: Gestern forderte das Verteidigungsministerium den Rücktritt von zwei führenden Kabinettsmitgliedern. Innenminister Suren Abramjan und der Minister für Nationale Sicherheit, Serge Sarkissjan, müssten gehen. Die innere Sicherheit des Landes sei in Gefahr. Bei solchen Ereignissen könne die Armee nicht tatenlos zusehen, hieß es in einer Erklärung des Verteidigungsministeriums.

Am früheren Donnerstagmorgen hatte das bewaffnete Kommando, das tags zuvor im Parlament den armenischen Regierungschef Wasgen Sarkissjan und sieben weitere Politiker erschossen hatte, nach stundenlangen Verhandlungen aufgegeben. Allerdings nur gegen das den Tätern gegebene Versprechen von Armeniens Präsident Robert Kocharjan, dass sie nicht hingerichtet und ein faires Verfahren erhalten würden. Die 41 Geiseln, die die vier Bewaffneten festgehalten hatten, wurden daraufhin freigelassen.

Der Anführer des Kommandos, der nationalistische Politiker Nauri Unanjan, erklärte im armenischen Fernsehen, die Aktion sei die einzige Möglichkeit gewesen, die Zerstörung des Landes zu verhindern. Armenien sei durch die politische Elite „geplündert“ worden, sagte Unanjan weiter. „Unseren Landsleuten fällt nichts Besseres ein, als Armenien zu verlassen. Kinder haben keine Schulhefte mehr, und unsere Wirtschaft liegt in Trümmern.“

International stieß der Überfall auf einhellige Kritik. Die Europäische Union verurteilte den Putschversuch in Armenien als Terrorakt. In einer Stellungnahme des finnischen Außenministeriums in Helsinki hieß es gestern, die EU sei schockiert und entsetzt über die Ermordung der Politiker. Die UN-Vollversammlung in New York gedachte in einer Schweigeminute der Opfer. US-Präsident Bill Clinton sagte, er sei ein „sinnloser Akt gegen Personen, die sich aktiv am Aufbau der Demokratie in ihrem Land beteiligt haben“. Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin erklärte, der Vorfall zeige die Berechtigung des russischen Vorgehens gegen islamische Terroristen.

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