: Verständnis fürs Klappern
Bei „Pfiffigunde“ lernen Frauen ihr Auto oder Motorrad kennen. Die Selbsthilfe wird zehn Jahre alt, zieht um und feiert ■ Von Sandra Wilsdorf
Autos machen gute Gefühle. Auch wenn sie klappern. Aber gute Gefühle gibt es nur für die, die das Klappern entschlüsseln können. „Es ist toll, zu wissen, ob das gerade ein harmloses oder ein gefährliches Geräusch ist“, sagt Fandria Steinberg. Sie kennt sich aus mit Klappern und anderen Befindlichkeiten von Autos. Sie ist eine der momentan fünf Frauen, die bei „Pfiffigunde“ anderen Frauen ehrenamtlich helfen, ihr Auto oder ihr Motorrad besser zu verstehen.
Die „Auto-, Motorrad-, Metallselbsthilfe und Schmiede von FrauenLesben für FrauenLesben“ gibt es seit zehn Jahren. So lange können Frauen mit ihren Autos und Motorrädern kommen, sie kennenlernen und reparieren.
„Die Idee ist, dass die Frauen lernen, es selber zu machen“, sagt Kiki Müller. Frauen bleiben unter sich, „weil Männer dazu neigen, einem die Dinge gleich aus der Hand zu nehmen. Wir wollen aber ausprobieren und unsere eigenen Fehler machen“, erklärt Fandria Steinberg, warum Männer keinen Zutritt haben. Frauen lernen von Frauen. Auto einfach abgeben, später heil wieder abholen und dafür Geld auf den Tisch legen läuft nicht. Die Auto- und Motorradselbsthilfe ist donnerstags und freitags von 16 bis 21 Uhr und jeden ersten Sonnabend im Monat geöffnet. Außerdem gibt es Kurse. Morgen beispielsweise geht es ums „Motorrad Einmotten“, am Sonnabend, 11. Dezember, wird ein Pannenhilfekurs angeboten.
Die Frauen, die beim Reparieren helfen, sind Autodidaktinnen oder gelernte Kraftfahrzeugmechanikerinnen. „Ich schraube seit Jahren an meinem Motorrad“, erzählt Kiki Müller. Jetzt zeigt sie es anderen. Außerdem bietet sie Metallselbsthilfe und Metallkurse an. Hier entstehen aus Schrott Kerzenständer, Lampen, Bücherregale, Skulpturen – alles, was Frauen einfällt.
„Dieses Standbein wollen wir noch ausbauen“, sagt Kiki Müller. Allerdings in neuen Räumen, denn ab dem 1. Januar wird die Werkstatt nicht mehr im Hohenesch, sondern in der Gaußstraße 194, Haus 4, sein. „Die Miete ist hier einfach zu teuer geworden“, sagt Kiki Müller.
Umzug und neue Strukturen sind für die „Pfiffigunde“-Frauen Anlass für eine große Party. Die war eigentlich für den 4. Dezember angekündigt, ist aber nun auf den 11. Dezember verschoben. An diesem Abend wird in der alten Werkstatt in Hohenesch 70 noch einmal gefeiert. Willkommen sind alle FrauenLesben. Das ist übrigens auch eine der letzten Gelgenheiten, angefangene Teile abzuholen. „Davon haben wir viele rumliegen, was die Frauen nicht abholen, müssen wir vor dem Umzug wegschmeißen“, droht Kiki Müller.
Willkommen sind Frauen übrigens nicht nur zur Party, sondern immer. Egal ob zum Mitmachen oder zum Reparieren und Klapper-Sprache-Lernen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen