piwik no script img

Volle Rente für die Kämpfer der Republik

■ 60 Jahre nach dem Spanischen Bürgerkrieg bekommen die republikanischen Freiwilligen die gleiche Rente wie die Frankisten

Madrid (taz) – José Angeles, hat Grund zu feiern. Der Sprecher der „Demokratischen Bruderschaft der Militärs der Armee der Republik“ und 22.000 weitere, die sich 1936 im Spanischen Bürgerkrieg freiwillig meldeten, um in den Reihen der Armee die demokratische Ordnung gegen die aufständischen Truppen des faschistischen Generals Francisco Franco zu verteidigen, bekommen ab dem nächstem Jahr die volle Pension eines Berufssoldaten statt der bisherigen 70 Prozent. Das sieht ein am Montagnachmittag von allen Parteien des spanischen Parlaments einstimmig verabschiedetes Begleitgesetz zum Haushalt vor. Damit werden die Renten durchschnittlich um 450 Mark auf einen Gesamtbetrag von 1.340 Mark angehoben.

„Wir haben dafür seit dem Tod des Diktators Franco 1975 gekämpft“, sagt Angeles, der nach dem Krieg von den siegreichen Aufständischen für acht Jahre inhaftiert worde war. „Die gleichen, die jetzt das Gesetz auf den Weg brachten, haben uns jahrelang dieses Recht vorenthalten“, schimpft er auf die sozialistische Oppositionspartei PSOE. 1989, als diese unter Felipe González mit absoluter Mehrheit regierte, brachte das Kommunistische Wahlbündnis Vereinigte Linke (IU) ein ähnliches Gesetz auf den Weg. Alle Oppositionsparteien stimmten zu, mit Ausnahme der heute regierenden rechten Volkspartei (PP). Die enthielt sich der Stimme. „Dann geschah das Unerklärliche: Die Sozialisten stimmten gegen uns“, berichtet Angeles.

Seine Bruderschaft wirft den Sozialisten vor, den jetzigen Gesetzesantrag der PSOE aus rein taktischen Gründen mit Blick auf die Wahlen im Frühjahr ins Parlament eingebracht zu haben. Das Manöver scheiterte. Denn anders als von der PSOE erwartet, zögerte die PP-Fraktion keinen Augenblick und schloss sich dem Antrag „im Interesse der Aussöhnung“ an.

„Mit der Rentenerhöhung ist nur ein Teil unserer Forderungen erfüllt“, sagt Angeles. Denn im Unterschied zu den republikanischen und den frankistischen Berufssoldaten unterliegen die Freiwilligen seit Kriegsende einem Beförderungsstopp und sind damit von der automatischen Sold- und Pensionsanhebung ausgeschlossen.

„Wir sind doch nicht aus der Armee ausgetreten. Wir waren die einzig legitime Armee. Die Sieger lösten uns auf“, sagt Angeles. Erst wenn die republikanischen Soldaten vollständig gleichgestellt seien, könne von Aussöhnung gesprochen werden. „Wir haben schließlich der Verteidigung der verfassungsmäßigen Ordnung unsere ganze Jugend geopfert“, gibt Angeles zu bedenken.

Reiner Wandler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen