: Schule geht
■ Eine Vision: Behörde will Schulen für Verhaltensgestörte auflösen
Vielleicht wird es in Hamburg bald keine Schule für Verhaltensgestörte mehr geben. „Die Vision ist, diese Schulform irgendwann ganz aufzulösen“, sagt Peter Pape von der Schulbehörde. Und zwar zugunsten von sogenannten REBUS, regionalen Beratungs- und Unterstützungsstellen.
Da arbeiten Lehrkräfte, Schulpsychologen und Sozialpädagogen zusammen und betreuen verhaltensgestörte SchülerInnen. „Sie bleiben in ihren Stammschulen, und die Hilfe kommt zu ihnen“, sagt Pape. Das wird in einer Pilotphase seit zwei Jahren an einigen Hamburger Standorten ausprobiert. Wer in Harburg, Süderelbe, Bergedorf, Eimsbüttel oder Hamburg Mitte verhaltensgestört ist, kann sich schon jetzt an das REBUS in seiner Gegend wenden.
Dann kommt beispielsweise eine Zeitlang ein REBUS-Pädagoge zu dem oder der betroffenen SchülerIn, bietet regelmäßige Beratungsstunden an, kontrolliert Hausaufgaben, verbringt Freizeit mit ihm oder ihr und spricht mit Lehrern, Eltern und anderen aus dem sozialen Umfeld.
Wissenschaftler haben die zweijährige Pilotphase begleitet und werden im Januar 2000 ihre Ergebnisse vorlegen. Dann wird die Bürgerschaft sich damit beschäftigen und eventuell noch mehr REBUS an- und Schulen für Verhaltensgestörte abschaffen. Pape bekennt sich als Fan des Projekts: „Die multiprofessionellen Teams ergänzen sich hervorragend.“
Kompetenzen von Schülerhilfe, Schulpsychologen, Schule für Verhaltensgestörte, schulische Erziehungshilfe sowie Haus- und Krankenhausunterricht hätten bisher getrennt voneinander gearbeitet und würden nun zusammengeführt. Vorher hätte es Überschneidungen gegeben und oft an Transparenz gemangelt.
Die LehrerInnen, die jetzt an Schulen für Verhaltensgestörte arbeiten, sollen dann in REBUS tätig sein. „Wer das nicht will, kann ja an eine Förderschule gehen“, sagt Pape. Es werde jedenfalls kein Lehrer außer Dienst gestellt. Außerdem gehe es ja momentan nur um fünf von 16 Standorten.
„Natürlich werden weiterhin Verhaltensgestörtenpädagogen ausgebildet.“ Die würden dann eben verstärkt auch in integrativen Klassen der Regelschulen arbeiten.
san
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