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Billig und zurückhaltend

■ Wettbewerb für Architektur-Centrum in der Post am Stephansplatz ist entschieden: Reduziertes Modell siegt

Gerhard Schröder hat hier gesprochen, der Stern seinen 50sten gefeiert und Arthur Andersen hat hier Consulting Trainees zu ködern versucht. Kein Zweifel: Das ehemalige Gebäude der Oberpostdirektion am Stephansplatz ist schon heute ein attraktiver Veranstaltungs-ort. Die Gesellschaft für Architektur und Baukultur will es zusammen mit dem Eigentümer Johann Max Böttcher zu einem Architektur-, Kultur- und Veranstaltungszentrum ausbauen. Gestern wurden die Sieger des Architektur-Wettbewerbs vorgestellt.

Eine neunköpfige Jury unter Vorsitz der Berliner Architektin Gesine Weinmiller wählte aus 91 Arbeiten drei Sieger und zwei Ankäufe aus. „Es ist fast die reduzierteste der vorliegenden Arbeiten“, sagte Oberbaudirektor Jörn Walter zum ersten Preis der Hamburger Fuhl+Kirsch. Der Entwurf sieht nur geringe Veränderungen vor. So soll der Preisrahmen von 20 Millionen Mark für den Umbau eingehalten und dem historischen Gebäude Respekt erwiesen werden.

„Die Erschließung war schwierig, weil das Gebäudes eine Postfabrik war“, sagte Volker Roscher vom Bund Deutscher Architekten (BDA) Hamburg. Das größte Problem bestand darin, Passanten von der Dammtorstraße in die gewünschten Passagen innerhalb des Gebäude-Komplexes zu ziehen, dabei Niveau-Unterschiede auszugleichen und die Besucher vom Erdgeschoss in die Veranstaltungssäle im ersten Stock zu leiten.

Fuhl+Kirsch senkten hierfür den Boden des ersten Innenhofs auf Straßenniveau. Eine breite Treppe führt hinauf zu einem zweiten Hof, von dort in ein weites Foyer, wo erneut eine großzügige Treppe in die Säle im ersten Stock einlädt. Um die gruppieren sich Konferenzräume. Darunter könnte sich die Ladenpassage fortsetzen.

Etwas fehlte der Jury bei der Siegerarbeit allerdings: ein nach außen sichtbares architektonisches Zeichen, sagte BDA-Geschäftsführer Roscher. Gute Chancen für die Preisträger zwei und drei, syn.architekten aus Hamburg und Köln, sowie Bolenz-Thiede aus Hamburg, dass Teile ihrer Entwürfe ebenfalls realisiert werden. Die spektakulärste aber chancenlose Idee ist der angekaufte Vorschlag des Hamburger Architekten Moritz Müller, einen bunten, walfischähnlichen Veranstaltungssaal in eine Halle zu setzen. Gernot Knödler

Ausstellung vom 2. bis 21.12., Dienstag bis Freitag 12 bis 18 Uhr im alten Postgebäude

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