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Wehrmachtstourismus in die Bücherstadt Wünsdorf

■ Junge Nationaldemokraten planen Ausflug zu Bunkeranlagen südlich von Berlin

30.000 Besucher hat die „Bücherstadt Waldstadt“ auf dem ehemaligen Militärgelände in Wünsdorf südlich von Berlin seit ihrer Eröffnung im September vergangenen Jahres angelockt. Zwischen den Bunkern, in denen die Nachrichtenzentrale des Oberkommandos der Wehrmacht die Überfälle auf Frankreich und die Sowjetunion leitete, haben sich inzwischen zwanzig Antiquariate angesiedelt.

Für den morgigen Sonntag hat sich nun besonderer Besuch angekündigt. Die rechtsextremen Jungen Nationaldemokraten (JN) wollen einen „Ausflug in die Vergangenheit“ in die „alten Bunkeranlagen des Oberkommandos der Wehrmacht“ unternehmen, wie es in einer Einladung heißt. Die Betreiberin der Anlage, die Bücherstadt Tourismus GmbH, will gegen den Wehrmachtstourismus der JN nichts unternehmen. „Das sind junge Leute, die sich für Geschichte interessieren“, sagte eine Mitarbeiterin.

Geschäftsführer Wolfgang Metz meint zwar, seine Gesellschaft distanziere sich von allen rechtsextremistischen Bestrebungen. „Wir können uns unsere Besucher aber leider nicht aussuchen.“ Metz verweist aber auf die Selbstverpflichtung der Antiquariate, keine Militaria und NS-verherrlichende Literatur zu verkaufen. Bisher habe es mit vereinzelten rechten Besuchern keine Probleme gegeben. Momentan verhandele man gerade mit dem brandenburgischen Bildungsministerium über eine Klassifizierung des Geländes als „außerschulischen Lernort“ und Gelder für den Aufbau eines Museums.

In Wünsdorf sollen mehrere Ausstellungen und Führungen durch die Bunkeranlagen „einhundert Jahre Militärgeschichte in Deutschland dokumentieren“, wie Metz sagt. Schon ab 1907 hatte das kaiserliche Heer in Wünsdorf mit dem Bau einer Kommandozentrale begonnen. Ab 1937 bis zur Kapitulation 1945 nutzte dann das Oberkommando der Wehrmacht die vorhandene Infrastruktur zum Ausbau seiner Nachrichtenzentrale und zur Vorbereitung deutscher Angriffskriege. 1953 richtete die sowjetische Armee auf dem Gelände ihr Hauptquartier ein.

Antifaschistische Gruppen aus Berlin und Brandenburg rufen für Sonntagvormittag zu einer Kundgebung unter dem Motto „No Wehrmacht – No Holocaust“ auf. Sie befürchten, dass das Gelände zu einem Wallfahrtsort für Neonazis werden könnte und verweisen auf die Aufmärsche von mehreren tausend Rechtsextremisten auf dem Soldatenfriedhof im nahegelegenen Halbe Anfang der 90er-Jahre. Heike Kleffner ‚/B‘Antifaschistische Kundgebung: Sonntag, 10.30 Uhr, Bahnhofsvorplatz Wünsdorf

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