piwik no script img

AOK-Pleite: 750.000 müssten sich neue Versicherung suchen

Sollte die AOK dichtmachen, muss sich etwa jedeR fünfte BerlinerIn eine neue Krankenkasse suchen. Dann müssen die 750.000 Mitglieder der – trotz großer Mitgliederverluste – größten Berliner Krankenkasse individuelle Aufnahmeanträge bei den anderen Kassen stellen.

Weil bei den gesetzlichen Krankenkassen ein so genannter Kontrahierungszwang besteht, müssen diese die ehemaligen AOK-Mitglieder aufnehmen. Für die Versicherten kann sich der Wechsel durchaus als vorteilhaft erweisen: Viele andere Kassen haben deutlich niedrigere Beitragssätze als die AOK mit ihren 14,9 Prozent. Wirklich gern gesehen sind die AOK-Mitglieder bei den anderen Kassen aber nicht. Denn die „Gesundheitskasse“ hat überdurchschnittlich viele Mitglieder, die alt oder arbeitslos sind und über niedrige Einkommen verfügen. Diese Versicherten zahlen nicht nur geringe Beiträge, sie sind auch teuer, denn mit zunehmendem Alter der Versicherten steigen Anzahl und Dauer von Krankenhausaufenthalten. Zudem ist der Anteil der so genannten Härtefälle unter den AOK-Mitgliedern groß. Diese Versicherten zahlen bei medizinischen Leitungen einen geringeren Eigenanteil – die Differenz muss die Kasse ausgleichen. Diese Kosten bleiben erhalten, auch wenn die AOK dichtmachen muss. Sie müssen dann von den Krankenkassen, die die ehemaligen AOK-Mitglieder aufnehmen, aufgebracht werden.

Der Gesundheitspolitiker Bernd Köppl (Bündnis 90/Die Grünen) befürchtet deshalb, dass in Folge einer AOK-Schließung andere Kassen in die Krise geraten könnten. Die Gefahr bestehe besonders bei kleinen Kassen mit Sitz in Berlin. Die mögliche Konsequenz: steigende Beiträge auch bei derzeit noch günstigen Kassen. sam

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen