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Eine Million auf dünnem Eis

Polizei und Feuerwehr bereiten seit über einem Jahr mögliche Katastrophen-Einsätze in der Millenniumsnacht vor  ■ Von Elke Spanner

Der Katastrophenfall beginnt morgens um 11 Uhr. Da tritt in der Hamburger Innenbehörde der Krisenstab zusammen, der in der Millenniumsnacht die Führungsstäbe von Polizei und Feuerwehr, Luftaufsicht, Oberhafenamt und weiteren Behörden koordiniert. Der Krisenstab wird so lange an Computern, Stadtplänen und Telefonen sitzen, „wie die Lage es erfordert“, sagt Innenstaatsrat Wolfgang Prill. Im günstigen Fall wird das eine Silvesternacht wie andere auch. Die Feuerwehr jedoch hat den Prob-lemzeitraum bis zum 3. Januar festgelegt.

Die Katastrophe ist da, wenn der Strom weg ist. „Der Datumswechsel kann Hard- und Softwarefehler verursachen“, erklärt Feuerwehrchef Dieter Farrenkopf. Mit dem Strom fallen Ampeln aus, Computer, medizinische Geräte, die Beleuchtung in Wohnzimmern und auf der Flughafen-Landebahn. Sämtliche zentralen Geräte sind mehrfach überprüft. „Es gibt keine Hinweise darauf, dass ein Katastrophenfall eintreten wird“, betont Prill. Dennoch ist man auf mögliche Szenarien eingestellt. Notstromaggregate stehen bereit.

Wenn in Hamburg am letzten Tag des Jahres noch Nachmittag ist, werden Polizei und Feuerwehr schon absehen können, ob nachts der Ernstfall eintritt. Denn in Süd-ostasien ist schon neun Stunden früher Silvester, und KorrespondentInnen des Auswärtigen Amtes werden die deutschen Amtskollegen auf dem Laufenden halten, was in ihrer Region passiert. Rund 2400 PolizeibeamtInnen werden in Hamburg im Dienst sein, in einer normalen Silvesternacht sind es zwischen 550 und 600. Die Berufsfeuerwehr hält 600 Einsatzkräfte bereit, die freiwillige 1000.

Auch wenn die Stromversorgung klappt, rechnet die Feuerwehr damit, mehr Einsätze zu fahren als in anderen Silvesternächten. Sie hat sich auf 700 Brände eingestellt – 1997 waren es 315, im Jahr 1998 insgesamt 378. „Mit Sicherheit“ wird das Telefonnetz überlastet sein“, prognostiziert Farrenkopf. Er geht auch davon aus, dass psychisch labile Menschen in dieser Nacht verstärkt zu Selbsttötungen neigen, „behalten Sie Ihren Nachbarn im Auge“.

Sollte es in den kommenden Tagen weiterhin frieren, wird die Wasserschutzpolizei dafür sorgen, dass sich auf der Alster keine Eisdecke bildet. Denn über eine Million Menschen werden zur dortigen Großveranstaltung erwartet, und die trägt eine dünne Eisschicht nicht. Für den Fall, dass Bahnen ausfallen oder Flugzeuge nicht starten können, hält die Polizei unter dem Hauptbahnhof und dem Flughafen Zivilschutzräume für in Hamburg gestrandete Millen-niumsgäste als Notunterkünfte bereit. Dringend rät die Innenbehörde davon ab, die An- und Abreise mit dem PKW zu planen. Ohnehin werden in der Innenstadt und an der Elbe Gebiete großflächig für den Individualverkehr gesperrt.

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