piwik no script img

Werbeunterbrechung

Wie Holsten am Altonaer Rathaus wirbt und damit hilft, einen Brunnen zu reparieren  ■ Von Gernot Knödler

Tue Gutes und rede darüber! Wie sich diese Maxime umsetzen läßt, ist zurzeit am Altonaer Rathaus zu bewundern. Vor die Fassade des weißen, wilhelminischen Prachtgebäudes hängte die Holsten-Brauerei 140 Quadratmeter Werbung für eine ihrer Biermarken. 50.000 Mark hat die Brauerei dafür ans Bezirksamt gezahlt. Vier Fünftel davon kommen dem löcherigen Stuhlmann-Brunnen zugute, der im Sommer vergangenen Jahres zu Reperatur abgeholt wurde. 10.000 Mark sackte die Finanzbehörde ein. Zur Wiederherstellung des Kunstwerks fehlen jetzt noch 30.000 Mark – ein Klacks angesichts einer Gesamtsumme von 2,2 Millionen.

Für die 50.000 hatte der Bezirk seiner Hausbrauerei allerdings entgegenkommen müssen: Lediglich auf einem kleinen Karo in der Mitte des Transparents ist der Brunnen mit Fisch und streitenden Zentauren abgebildet. Drumherum ist reichlich Platz für die Message der Bierbrauer. „Aufgeteilt ist es genau 60 zu 40“, behauptet Bezirksamtssprecher Rainer Doleschall.

Ob die großen Plakatflächen mit gar nichts drauf der beworbenen Biermarke oder dem Brunnen zuzuordnen sind, darüber lässt sich streiten. „Sie müssen die gesamte Aussage betrachten“, wiegelt Doleschall ab. Auf alle Fälle wird der werbende Hinweis acht statt, wie vormals beschlossen, sechs Wochen hängen bleiben. Kompromiss hin oder her: Hauptsache die Rubel rollen – da drückt selbst der kritische Altonaer Regenbogen-Fraktionschef Olaf Wuttke ein Auge zu.

Der nach seinem Auftraggeber, dem ehemaligen Betreiber der Altonaer Wasserwerke, benannte Brunnen aus getriebenem Kupfer hatte vor dem Altonaer Bahnhof gestanden. Damit er künftig keine Löcher mehr kriegt, wird seine eiserne Innenkonstruktion durch eine haltbarere aus Edelstahl ersetzt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen