Ganz glauben tue ich’s nicht

Für Firas (10) ist es ganz klar, womit er später sein Geld verdienen wird. Als Profi, genauer gesagt als Handballprofi. „Das ist der Sport, den ich am liebsten mag.“ Einen Lieblingsverein hat er auch schon, nämlich Lemgo. „Weil meine Großeltern da wohnen.“ Selbst einmal in der Bundesliga zu spielen ist sein Ziel. Vorerst wirft er seine Tore noch für die E-Jugend in Berlin, meistens auf Rechtsaußen und manchmal so viele, dass es in der Zeitung steht. „Neulich war ein Foto von uns in der B.Z., weil wir 30:0 gewonnen haben.“

Trotzdem hat Firas sich durchaus überlegt, was er macht, wenn es wider Erwarten nicht klappt: „Dann werde ich Leichtathlet.“ So selbstbewusst, wie der kleine Wuschelkopf im „Sale e Tabacchi“ sitzt, dem Vereinsheim der taz-Belegschaft, glaubt man ihm sofort. Firas ist kein Sprücheklopfer. Er sagt, was er denkt, nicht mehr und nicht weniger. Dass seine Mutter, die taz.mag-Redakteurin Petra Groll, Journalistin ist, „finde ich gut, denn ich bin nicht der Allerbeste in Deutsch, und da kann sie mir helfen“. Und was hält sie von seinem sportlichen Berufswunsch? „Das weiß sie, und das respektiert sie.“ Sie hat auch nichts dagegen, dass er sich vom Taschengeld Burger bei McDonald’s kauft.

Dafür akzeptiert er es, wenn sie wieder einmal den Fernseher blockiert „mit langweiligen Filmen wie ,Kommissar Rex‘ “. Den mag Firas nicht, da geht er lieber mit seinem eigenen Hund spazieren, dem Jack-Russell-Terrier Luzie, oder er trifft seine Freunde, um auf dem Abenteuerspielplatz am Mauerstreifen Bretterhütten zu bauen.

Sorgen macht ihm die Umweltverschmutzung: „Wir sollten aufpassen, dass wir nicht so viel Müll produzieren und alles wegschmeißen, was alt ist.“ Die Welt in fünfzig Jahren stellt er sich „verschmutzt“ vor, besonders das Meer, „weil doch dauernd Öltanker auslaufen und Flugzeuge vom Himmel fallen“. Es könne schon sein, dass die Menschen dazu lernen, aber „ganz glauben tue ich’s nicht“. Nur auf dem Land sei die Natur noch halbwegs sauber.

Deshalb würde Firas später gern ein Haus im Wald haben, am besten mit einem Bach daneben, in dem er angeln kann. Lukas Wallraff