: Orkan „Lothar“ drückt die Holzpreise
23 Millionen Kubikmeter Bruchholz. Markt für Jahre gestört
Berlin (taz) – Die verheerenden Stürme in Süddeutschland, Frankreich und der Schweiz werden nach Einschätzung der Vereinten Nationen massive Auswirkungen auf den europäischen Holzmarkt haben. „Es kann Jahre dauern, bis der Markt sich wieder stabilisieren wird“, erklärte Edward Pepke, der bei der UNO für Waldfragen zuständig ist.
Die Orkan „Lothar“, der am zweiten Weihnachtsfeiertag mit bis zu 215 Stundenkilometern über Mitteleuropa hinweggefegt war, hinterließ besonders in den südlichen Bundesländern schwere Schäden, von denen Baden-Württemberg am stärksten betroffen ist. Allein in den dortigen Wäldern liegen 20 Millionen Kubikmeter Holz am Boden, wie das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mitteilte. Weniger stark fielen die Schäden in Bayern mit rund drei Millionen Kubikmetern und Rheinland-Pfalz mit zirka 200.000 Kubikmetern aus.
Ernährungsminister Karl-Heinz Funke (SPD) forderte indessen die nicht betroffenen Forstbetriebe zur Solidarität mit ihren süddeutschen Kollegen auf. Sie sollten beim Holzeinschlag Zurückhaltung üben. Das Ministerium prüft derzeit auch eine gesetzliche Regulierung des Normaleinschlags, um die angefallen Bestände schneller abzubauen.
Der Holzmarkt wird durch die Sturmschäden gleich in zweifacher Hinsicht belastet. Erstens wird der Holznachwuchs in den kommenden Jahren abnehmen, da nur stehendes Holz – also Bäume – nachwachsen kann. Außerdem ist mit Folgeschäden bei kleineren Stürmen und Schneefall zu rechnen, die weitere Bäume zu Fall bringen werden. Zweitens und kurzfristig bedeutender wird sich das starke Überangebot auf dem deutschen Holzmarkt auswirken. Einer überaus konstanten Nachfrage nach Holz steht eine noch unkalkulierbare Menge auf der Angebotsseite gegenüber, die den Bedarf auf Jahre hin übersteigen wird. Die Preise werden nach Einschätzung der holzverarbeitenden Industrie deutlich fallen und sich erst wieder stabilisieren, wenn die zusätzlichen Bestände abgebaut sind. Nach dem letzten schweren Orkan, der 1990 75 Millionen Kubikmeter Sturmholz verursachte, verhängte das Ministerium eine zweijährige Einschlagsbeschränkung. Die Marktstörungen waren damals erst nach mehreren Jahren behoben. Christian Krämer
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