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Eine Lobby für die kleinen Filmverlage

■ Ein neuer Zusammenschluss von Filmverleihern kritisiert die aktuelle Förderpraxis

„In der Öffentlichkeit und in der Presse wollen wir eine Lanze für den kulturell anspruchsvollen Film brechen“; so prosaisch beschreibt die Leiterin des Berliner Filmverleihs, Heidrun Podszus, im Branchenmagazin Filmecho das Ziel der Arbeitsgemeinschaft unabhängiger Fimverleiher.

Nach ähnlichen kurzlebigen Versuchen in der Vergangenheit starteten sieben Verleihfirmen kürzlich diesen neuen Kooperationsversuch. Mit Neue Visionen, Salzgeber, Ventura, Basis und Peripher sind gleich fünf Berliner Firmen beteiligt, Weitere haben schon Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet. Der Grund für das gestiegene Interesse der Kleinunternehmen in der Branche hat aber noch einen Grund.

Im Zeichen von Multiplexkinos spielt sich auch in der Verleihfilmbranche ein rasanter Konzentrationsprozess ab, der selbst vor hypen Jungunternehmern mit besten Kontakten wie dem Flyer-Herausgeber Marc Wohlrabe nicht Halt machte. Der verkaufte seinen Jugendfilmverleih kürzlich an die Kinowelt. Der traditionsreiche Filmverlag der Autoren ging ebenso wie Pandora und der Arsenal-Filmverleih schon vorher an den Branchenriesen.

Um einen weiteren Verfall der Verleihlandschaft zu verhindern und die Rechte der kleinen Firmen zu verteidigen, hat der neue Zusammenschluss bereits einen Forderungskatalog veröffentlicht. Als kurzfristige Maßnahmen wird dort unter anderem Chancengleichheit bei den Förderkriterien verlangt. Die bisherige Förderpraxis beschreibt ein Branchenkenner so: „Wenn du mit einem Etat von fünf Millionen Mark Anträge gestellt hast, ist Fördergeld geflossen. Wenn du bei einem Filmprojekt nur einen Eigenanteil von 40.000 Mark vorzuweisen hattest, brauchst du gar nicht erst Zuschüsse beantragen.“

Besonders das für die hiesige Förderung zuständige Berlin-Brandenburgische Filmboard steht dabei in der Kritik der Kleinverleiher. Einer ungebremsten Subventionspolitik wollen sie allerdings keinesfalls das Wort reden. Wörtlich heißt es in dem Thesenpapier: „Wirtschaftliches Risiko wird ausdrücklich bejaht, muss aber in einem angemessenen Verhältnis zum kulturellen Engagement der Verleihmaßnahmen stehen.“ Außerdem setzen sich die unabhängigen Filmverleiher für bessere Strukturförderung zu Gunsten der Kleinverleiher ein. Von Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) wird die Aufstockung und Ausweitung des Deutschen Verleiherpreises gefordert.

Es geht ihnen dabei nicht nur um kosmetische Maßnahmen. Die Praxis der Filmförderung steht insgesamt in der Kritik des neuen Verbandes. Der Off-Kino-Verleiher Torsten Frehse nennt ein Beispiel aus der eigenen Arbeit. „Im Dezember lief bei uns mit ,Beschkempir‘ ein künstlerisch wertvoller kirgisischer Film an. Doch wir konnten keine einzige Anzeige schalten, weil uns der finanzielle Background fehlt.“ Der besonders auf osteuropäische Filme spezialisierte Verleih geht bei der Förderung leer aus, weil nach den aktuellen Richtlinien nur Filme aus Deutschland und den EU-Ländern das Prädikat „Förderungswürdig“ bekommen. Diese Bestimmungen hält Frehse gerade in einer Stadt wie Berlin, die sich doch zuweilen als kulturelle Brücke nach Osteuropa bezeichnet, für besonders aberwitzig.

Doch die neue Verleih-Kooperation betont neben ihrer Rolle als Lobbyorganisation auch die kulturpolitische Dimension ihrer Arbeit. Ihre Mitglieder seien zunehmend einem existenzbedrohenden unternehmerischen Risiko ausgesetzt. Der Verkauf einzelner Fernsehlizenzen, lange Zeit die finanzielle Basis für Programmkino-Verleiher, könne kaum mehr realisiert werden.

Doch zwecks Effizienzsteigerung will die Arbeitsgemeinschaft zunächst am eigenen Profil arbeiten. Neben der Anstellung einer Fachkraft wird auch noch nach einem griffigen Namen für den Verein gesucht. Peter Nowak

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