„Herrn Schreiber beim Wort nehmen“

Die Landschaftsplanerin Marie-Luise Klein meint: Schreibers „Landschaftspflege“-Spenden reichen gut und gern für eine interessante Grünfläche oder einen Spielplatz

Als der Waffenhändler Karlheinz Schreiber 1994 dem CDU-Fraktionschef Wolfgang Schäuble 100.000 Mark in die Hand drückte, bestand über den Bestimmungszweck der Barschaft kein Zweifel. Die Spende sei für die „Landschaftspflege“ bestimmt gewesen, sagte Schreiber später. In einem Brief an Bundestagspräsident Wolfgang Thierse fordert jetzt Marie-Luise Klein, Berliner Landschaftsplanerin, den Spender beim Wort zu nehmen.

taz: Frau Klein, Sie empfehlen Herrn Thierse, die Barspenden des Herrn Schreiber in die Landschaftspflege zu investieren, sobald die CDU die illegalen Spendengelder an das Bundestagspräsidium abführt. Wie groß ist der Bedarf?

Marie-Luise Klein: In letzter Zeit sind die Förderungen im Bereich Landschaftspflege massiv zurückgegangen. Gerade zu Zeiten leerer Staatskassen sind hier private Spenden gern gesehen. Ich nehme Herrn Schreiber beim Wort und seine Bemühungen um die Landschaftspflege ernst. Bedarf und Initiativen gäbe es genug. Deshalb bitte ich Herrn Thierse, zu prüfen, ob das Geld für diesen Zweck zu verwenden ist. Offensichtlich ist das Geld bisher nicht dort angekommen, wo es hinsollte, in der Landschaftspflege.

Was bekommt man denn dort beispielsweise für einen Koffer mit 100.000 Mark?

Damit könnte man nette Sachen machen. Für 100.000 Mark kriegen Sie zwar keinen großen Park, aber eine interessante Grünfläche im Wohnbereich. Sie könnten auch eine Brache herrichten oder einen Spielplatz bauen. In Berlin drohen beispielsweise die öffentlichen Grünanlagen, die früher Ost und West voneinander trennten, herunterzukommen. Das halte ich für bezeichnend: Schließlich ist die deutsche Einheit ja gerade der CDU nach eigenem Bekunden ein besonderes Anliegen.

Auch nach Mecklenburg-Vorpommern soll CDU-Schwarzgeld geflossen sein. Nach der Wende hatte Helmut Kohl den Ostdeutschen blühende Landschaften versprochen. Hat der Altkanzler auch in dieser Sache sein Wort gebrochen?

Er hätte nicht so schnell so viel versprechen dürfen: In Ostdeutschland ist das Problem der Altlasten nach wie vor ungelöst. Natürlich ist es billiger, auf unverbrauchtem Grünland zu bauen, als die Altlasten zu beseitigen. Aber dort, wo Altlasten liegen bleiben, lassen sich keine blühenden Landschaften errichten.

Ihr Rat als Expertin: Wie können die Verantwortlichen den Parteispendensumpf trockenlegen?

Um einen Sumpf trockenzulegen, muss man das aufgestaute Wasser ablassen – vorausgesetzt, es handelt sich nicht um ein ökologisch wertvolles Gebiet, was ich in diesem Fall ausschließe. Man legt zunächst eine Drainage und führt das Wasser in einen so genannten Vorfluter. Ist das Wasser verschmutzt, muss man es erst in ein Klärwerk leiten.

In diesem Fall ein nicht zu unterschätzendes Problem.

Genau. Denn dort, wo es Staunässe gibt, wo der Sauerstoff fehlt, dort gibt es Fäulnisprozesse. Wer das vermeiden will, sollte für ständigen Fluss sorgen. In diesem Fall bin ich nicht sicher, ob die Kläranlagen der Republik diese Mengen noch schaffen können.

Interview: Markus Wierz