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Guten Gewissens gluckern

Karens KochKunst - die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 29: Fair gehandelte Flüssignahrungsmittel aus Übersee  ■ Von Karen Schulz

Vergangene Woche wurde an dieser Stelle erörtert, ob weite Transportwege für exotische Früchte aus ökologischer Sicht gerechtfertigt sind. Eine ganze Reihe von Lebensmitteln allerdings, die, wenngleich nicht Grund-, so doch Standardnahrungsmittel sind, werden ebenfalls aus den entferntesten Gegenden zu uns geschippert, ohne eine ähnliche Diskussion loszutreten. Unsere Breitengrade bieten einfach keine befriedigenden Äquivalente zu Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade oder auch Bananen, die bei uns alltäglich auf dem Tisch landen.

Wird um diese Leckerlis diskutiert, ist nicht die ökologische, sondernd die humane Korrektheit Thema: Daher gibt es beispielsweise das TransFair-Siegel, das Lebensmittel kennzeichnet, für deren Produktion die ErzeugerInnen einen höheren Preis erhalten als üblicherweise auf dem Weltmarkt gezahlt wird. Auf diese Weise soll z. B. Kinderarbeit verhindert werden. Das zusätzliche Geld wird von den KonsumentInnen via höherem Preis erbracht.

Die Palette von Lebensmitteln mit diesem Siegel ist im vergangenen Jahr um Orangensaft erweitert worden, der aus Brasilien stammt. Für eine Tonne Orangensaft-Konzentrat des „Suco justo“ (gerechten Saftes) wird ein Aufschlag von 1000 Dollar gezahlt. Mit dem Geld werden Projekte wie Kindergärten, schulische Bildung und medizinische Versorgung gefördert.

TransFair ist ein offenes System, das neue LizenznehmerInnen aufnimmt, die die Anforderungen für die Produkte erfüllen. Die mit dem Siegel ausgezeichneten Produkte stehen daher ebenso im Supermarkt wie in Bioladen und Reformhaus. Laut Emnid-Umfragen kennen derzeit 38 Prozent der VerbraucherInnen in Deutschland das TransFair-Siegel - damit hat der Kölner Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der „Dritten Welt“ entscheidend dazu beigetragen, das Bewusstsein für fairere Handelsstrukturen und bessere Lebensbedingungen zu schärfen.

Pläne, sich für die Supermärkte zu öffnen, gibt bei dem Hamburger Projekt „el rojito“ hingegen nicht, denn dann wären unter anderem die Preise des kleinen Kaffeeanbieters nicht mehr wettbewerbsfähig. El rojito vertreibt Kaffee bereits seit 12 Jahren auf alternativen Wegen - ohne kommerziellen Zwischenhandel, ohne Gewinnbestrebungen und mit höheren Gewinnen für die ErzeugerInnen in Nicaragua und El Salvador. Ihnen wird die Ernte zur Absicherung vorfinanziert. Zudem fördert el rojito den biologischen Kaffeeanbau zum Schutz von Umwelt und ProduzentInnen.

Die sortenreinen Kaffees „Sandino“ und „la Cortadora“ gibt es direkt im gemütlichen Hinterhofladen in Ottensen, ab zwölf Pfund Abnahmemenge wird nach Hause und ins Büro geliefert, außerdem per Großhandel an Bio- und Weltläden. Durch den Direktvertrieb können Preise wie zehn Mark 50 für ein Pfund der in linken Kreisen schon legendären „Sandino Dröhnung“ bis hin zu elf Mark 50 für den Bio-Kaffee gehalten werden.

el rojito, Große Brunnenstraße 74, 22763 Hamburg, Tel. 390 68 98, Geöffnet ist dienstags von 14 bis 17 Uhr und donnerstags von 10 bis 13 Uhr.

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