Stahlwerke aktiv besetzt

Umstrittene Insolvenz für GSW-Töchter

Berlin (taz) – Der Streit um die Zukunft der Gröditzer Stahlwerke (GSW) ist eskaliert. Am Montag meldete der vorläufige Insolvenzverwalter, Bruno Kübler, überraschend auch für die Tochterfirmen Edelstahl Gröditz und Stahlwerke Gröditz Insolvenz an und berief Geschäftsführer Hubert Borns ohne Zustimmung des Aufsichtsrats ab. Daraufhin beantragte die Hauptgläubigerin, die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), beim Amtsgericht Dresden die Abberufung von Kübler. Begründung: Das Vertrauen sei hin. Nur wenige Stunden später erklärten die rund 720 Beschäftigten den Betrieb für „aktiv“ besetzt. Die Produktion läuft weiter.

Wirtschaftlich gebe es „keinen Grund für eine Insolvenz“, sagte Betriebsratschef Uwe Jahn und sprach von einem „Willkürakt des Verwalters“. Immerhin könne Kübler nun nach Gutdünken mit den Unternehmen verfahren.

Die GSW waren im September zahlungsunfähig geworden, nachdem die EU-Kommission die Rückzahlung von 239 Millionen Mark Beihilfen gefordert hatte. Ob das Geld auch bei den Töchtern eingetrieben werden könnte, ist bis jetzt unklar, auch wenn Kübler das Gegenteil behauptet. Ein Rechtsgutachten ist noch in Arbeit. bw