: Vier Parkdecks auf dem Bahnhof
Mit einem Schlag will die SPD Altona das Bezirkszentrum retten ■ Von Gernot Knödler
Den Bahnhof Altona durch einen Neubau mit 1500 Parkplätzen ersetzen, die Große Bergstraße für den Autoverkehr öffnen, den Bahnhof und die Neue Große Bergstraße mit einer Ladenpassage verbinden – in der Bezirksversammlung Altona sollen morgen Abend sämtliche Attraktivitätsprobleme des Quartiers auf einen Schlag gelöst werden. Ein vom Bezirksamt vorformulierter Antrag der SPD-Fraktion soll den Weg dafür frei machen. Weil die Pläne für den Bahnhof erst seit kurzem bekannt sind, fürchtet Olaf Wuttke vom Regenbogen, viele AltonaerInnen würden mit dem Beschluss überfahren.
„Ich finde, das ist 'ne Nacht-und-Nebel-Aktion, in der Bezirksversammlung jetzt schon die Pflöcke einzuhauen“, schimpft Wuttke. Der größte Teil der Vorschläge sei bereits lang und breit diskutiert worden, nicht jedoch der Umbau des Bahnhofs. „Das wäre ein echter Klopper“, sagt Wuttke.
Die Firma Büll&Liedtke, die bereits das Mercado baute, hat angeboten, die oberen Stockwerke des Bahnhofs abzutragen und durch drei bis vier Parkdecks mit 1200 bis 1500 Plätzen zu ersetzen. Die Idee sei, den schlecht laufenden Kaufhof durch ein „zentrales Parkhaus für Altona und Ottensen“ zu ersetzen, sagt Cornelius Liedtke. Aus der Sicht vieler BezirkspolitikerInnen wäre damit eines der Haupt-probleme des Einkaufszentrums Altona gelöst: Im Zusammenhang mit dem Bahnhofsumbau seien „KFZ-Stellplätze herzustellen, um die Konkurrenzfähigkeit des Bezirkszentrums gegenüber anderen für den KFZ-Verkehr besser erreichbaren Einzelhandelsstandorten zu erhöhen“, heißt es im Entwurf der Beschlussvorlage.
In die gleiche Richtung zielt der längst bekannte Vorschlag, Autos in Ost-West-Richtung durch die Fußgängerzone Neue Große Bergstraße fahren zu lassen. Ein provisorischer Umbau, nach dem Autos auch in Nord-Süd-Richtung über den Goetheplatz fahren können, soll bereits im Herbst abgeschlossen sein. Die GAL will bloß Busse, Taxen und bis 11 Uhr auch den Lieferverkehr dort fahren lassen.
Nach Liedtkes mit dem Bezirksamt abgestimmten Plänen würde die Bahn in dem neuen Bahnhof Räume zugunsten von „Handelsflächen“ aufgeben. Auf dem kleinen Parkplatz an der Max-Brauer-Allee will der Investor ein neun- bis zwölfstöckiges Hochhaus errichten. Beim Liegenschaftsamt habe er dafür bereits die Anhandgabe beantragt. Ungefähr 200 Millionen Mark teuer könnte die gesamte Investition schon werden, schätzt Liedtke.
Mit dem Einkaufszentrum Altona wäre der neue Bahnhof durch eine Ladenpassage statt der heutigen Unterführung verbunden. Aus der Passage würden FußgängerInnen in eine verengte Neue Große Bergstraße ohne Pavillons gelangen. Am Ende entstünde, so die Hoffnung der Planer, eine Shopping-Meile vom Ottenser Spritzenplatz bis zum Goetheplatz auf der anderen Seite der Max-Brauer-Allee. Wie dort die heute schon unzulässig hohen Benzol-Werte in der Luft in Grenzen gehalten werden sollen, muss dann das Verkehrskonzept weisen, das ebenfalls erarbeitet werden soll.
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