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Frauen kommen langsam

■ Finanzressort beurteilt Gleichstellung von Frauen im öffentlichen Dienst optimistisch / Die Landesbeauftragte für Frauen sieht dagegen immer noch gravierende Defizite

„Mit einem Beschäftigungsanteil der Frauen von 51 Prozent nehmen wir eine gute Position ein.“ „Der Bericht macht die anhaltende Benachteiligung von Frauen sichtbar.“ – Statistiken bieten bekanntermaßen einigen Interpretationsspielraum. Erstmals hat Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) im Rahmen des Personalcontrolling einen Bericht zur Frauenförderung im öffentlichen Dienst präsentiert. Die Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe begrüßte diesen Schritt zu mehr Übersichtlichkeit, aber damit sind die Gemeinsamkeiten auch schon fast erschöpft.

Perschau feiert das bisher Erreichte mit den Worten, man sei einer „ausgewogenen Personalstruktur im bremischen öffentlichen Dienst einge Schritte näher gekommen“. Und bei oberflächlicher Betrachtung geben ihm die Zahlen recht: In Bremens öffentlichem Dienst stellten Frauen im Berichtsjahr 1997 mit 51 Prozent der Beschäftigten einen weit größeren Anteil als unter den Berufstätigen insgesamt, Tendenz weiter steigend. Wie bei den Männern arbeiten drei Viertel von ihnen im mittleren oder gehobenen Dienst.

Allein, das letzte Viertel ist nicht proportional verteilt, moniert die Landes-Frauenbeauftragte: Im einfachen Dienst arbeiten 94 Prozent Frauen, überwiegend als Putzfrauen, während sie im höheren Dienst nur ein Drittel der Beschäftigten stellen. Der Finanzsenator erwartet hier Abhilfe durch das verstärkte Nachrücken jüngerer Mitarbeiterinnen: Bei den unter 35-Jährigen im höheren Dienst würden die Frauen schon die Hälfte stellen.

Hauffe dagegen hält die Hoffnung für trügerisch, dadurch würden sich qualitative Veränderungen ergeben: Sie rechnet vor, dass diese Gruppe gerade 3,3 Prozent der weiblichen Beschäftigten ausmacht oder 68 Frauen. Die Frauenbeauftragte fordert daher – auch angesichts beschränkter Neueinstellungen – verstärkt auf das Instrument der Beförderung zu setzen: Frauen müssten mindestens in gleichem Maße befördert werden wie Männer. Laut Statistik des Senators ist das bereits der Fall (52,5 Prozent). Nur in Führungspositionen gilt das offensichtlich nicht: Im gehobenen Dienst stellen die Frauen zwar über die Hälfte der Beschäftigten, kommen aber nur in den Genuss von weniger als einem Drittel der Beförderungen. Im höheren Dienst gehört jeder dritte Arbeitsplatz einer Frau, aber nur jede fünfte Beförderung.

Bei den Teilzeitbeschäftigten und bei den befristeten Verträgen sind Frauen deutlich überrepräsentiert. Den sicheren Beamtenstatus haben dagegen erst 38 Prozent der Frauen erreicht – laut Finanzressort vor allem wegen des geringen Frauenanteils bei Feuerwehr, Polizei und Justizvollzug. Bei letzteren sei allerdings durch die verstärkte Neueinstellung von Frauen Besserung in Sicht. Hauffe ist weniger optimistisch: Bei der Polizei werde die im Landesgleichstellungsgesetz festgesetzte Ausbildungsquote von 50 Prozent trotz einer Vielzahl von Bewerberinnen immer noch deutlich unterschritten. „Das liegt unter anderem an veralteteten Eignungskriterien wie zum Beispiel der Körpergröße, die dringend überprüft werden müssen“, sagt die Landesbeauftragte.

Insgesamt stellt sie fest, dass zwar eine wachsende Zahl von Dienststellen die im LGG geforderten Frauenförderpläne erlassen habe. Oft würden aber Vorgaben fehlen. Viele Dienststellen hätten immer noch keine Frauenbeauftragten, und wo es eine gebe, sei häufig ihre Freistellung nich befriedigend gelöst. Ihre Beteiligung sei immer noch nicht so selbstverständlich wie die des Personalrats. Kurz, bis die Personalstruktur den Anforderungen des LGG entspreche, müssten „weitere Anstrengungen unternommen werden. not

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