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Gewinne explodieren

US-Unternehmen profitieren von großen Produktivitätssprüngen und Konjunktur

Berlin (taz) – Kein Monat ohne neue Unternehmensrekorde. In den USA scheinen die Firmengewinne in den Himmel zu wachsen. Stellvertretend für viele meldete der weltgrößte Chiphersteller Intel kürzlich, die besten Ergebnisse der Unternehmensgeschichte erzielt zu haben. Der Jahresumsatz 1999 wuchs nach eigenen Angaben um 12 Prozent auf 29,39 Milliarden Dollar (rund 56 Milliarden Mark). Noch stärker legte der Gewinn zu, der um satte 21 Prozent auf 7,31 Milliarden Dollar (13,9 Milliarden Mark) stieg.

Auch der Elektronik-Konzern General Electric erzielte 1999 das beste Ergebnis aller Zeiten. Der Gewinn betrug 10,72 Milliarden Dollar (rund 21 Milliarden Mark). Sind die Gewinne lediglich Ausdruck der starken US-Konjunktur oder eines neues Trends mit bisher ungeahnten Zuwachsraten?

Peter Dixon, Volkswirt bei der Commerzbank in Frankfurt, verweist auf die hohen Produktivitätszuwächse. Mit den Produktivitätssprüngen steigen auch die Gewinne der Unternehmen. Doch obwohl die Perspektiven kurzfristig sehr günstig seien, ist nicht davon auszugehen, dass die Entwicklung dauerhaft anhalte. Man dürfe kein neues Paradigma heraufbeschwören: „Die Konjunktur verläuft weiter in Zyklen. Jeder Aufschwung wird irgendwann sein Ende finden“, meint Dixon. Dementsprechend werden sich auch die amerikanischen Wachstumsraten verlangsamen, voraussichtlich in zwei bis drei Jahren.

Gegenwärtig befindet sich die US-Wirtschaft im neunten Jahr des Aufschwungs, des längsten der Geschichte. Das Konjunkturbarometer – ein Index der wichtigsten Wirtschaftsdaten – erreichte im November mit 141,4 Punkten seinen höchsten Stand seit 31 Jahren.

Hauptgrund der anhaltend hohen Produktivität sind nach Dixons Einschätzung die neuen Computertechniken, die ein sehr viel effizienteres Wirtschaften erlauben. Dadurch steige zwangsläufig die Produktivität und mit ihr der Absatz, der zu immer neuen Rekordgewinnen führe. Mit den Rekorden steigen aber auch die Erwartungen der Shareholder. „Die Erwartungen zur Unternehmenswertsteigerung können aber nur so lange erfüllt werden, wie die Konjunktur läuft“, warnt Dixon, „danach ist Schluss.“

Christian Krämer

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