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Polizei am Uni-Campus

In Göttingen observiert die Polizei die Uni – immer nur, wenn die NPD marschieren will

Göttingen (taz) – Die Uni Göttingen ist keine Spielwiese für Sprayer. Nur eine politische Parole am Juridicum stört die blitzeblanken Institutsgebäude. Dennoch rückt die Polizei hier aus, um Graffiti-Künstlern das Handwerk zu legen – immer wenn Rechtsextremisten einen Aufmarsch planen. Heute wollte die NPD in Göttingen auf die Straße gehen. Das Verwaltungsgericht verbot die Demo, aber die Spähtrupps der Polizei waren in den Wochen zuvor wieder in der Uni unterwegs.

„Die Polizei hat auf dem Campus nichts verloren“, sagt Thorsten Weber von der Göttinger Studentenvertretung (Asta). Seit gestern sind er und der Asta nicht mehr die Einzigen, die gegen die fürsorgliche Belagerung der Polizei protestieren. „Ich habe den Leiter der Polizeiinspektion Göttingen gebeten, jede Polizeipräsenz auf dem Universitätsgelände zu unterlassen“, sagte Uni-Präsident Horst Kern.

Dabei war es Präsident Kern selbst, der den Sicherheitskräften Zutritt verschafft hat. Anfang der Woche bestätigte Polizeichef Klaus Milde, dass der Präsident davon wusste: Beamte der Bereitschaftspolizei observieren den Universitäts-Campus. Nachts bezieht bis zu ein Dutzend Beamte dort Stellung, wo tagsüber Theologen, Ökonomen und Juristen studieren. Bei dem ersten NDP-Aufruf im November war es nicht anders. Im Asta geht man sogar davon aus, dass die Polizei eine Videoüberwachung installiert hat. Der Polizeichef bestreitet das. Ziel seien allein die Schmierereien.

„Wir befürchten, dass die Polizei ihre Ermittlungsarchive auffrischt“, befürchtet indes Asta-Referent Weber. Um gegen den Nazi-Aufmarsch zu mobilisieren, seien „viele politisch Aktive auf dem Campus unterwges gewesen“. Heute muss die Göttinger Polizei anderswo aufpassen. Gegen die NPD demonstrieren einige tausend politisch Aktive am Göttinger Markt – darunter als Hauptredner der stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Michel Friedman (CDU). yas

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