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Mühsamer Vormarsch in Grosny

■ Tschetschenische Kämpfer leisten bei Häuserkämpfen zähen Widerstand. Der Kreml wertet angebliche Kapitulation einiger Tschetschenen als „psychologischen Durchbruch“

Grosny (AFP/AP/dpa) – Im Kampf um die tschetschenische Hauptstadt Grosny sind die russischen Truppen am Wochenende nur schwer vorangekommen. Beim Versuch, die tschetschenischen Widerstandskämpfer aus dem Stadtzentrum zu vertreiben, stießen die Soldaten gestern weiterhin auf heftigen Widerstand. Im Gegensatz zu ersten Behauptungen der russischen Seite gelang es ihnen offenbar nicht, den strategisch entscheidenden Minutkaplatz einzunehmen, der den Vormarsch aufs Zentrum ermöglicht.

In der seit Wochen umkämpften und fast völlig zerstörten Stadt befinden sich nach Schätzungen noch mehr als 3.000 Rebellen. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass sich nach den heftigen Luftangriffen der vergangenen zwei Wochen in Grosny mehrere dutzend Aufständische ergeben hätten. Der Kreml sah darin einen „psychologischen Wendepunkt“. Eine unabhängige Bestätigung für die Kapitulation gab es jedoch nicht.

Die Nachrichtenagentur ITAR-TASS berichtete unter Berufung auf ein Mitglied des russischen Generalstabs im Kaukasus, in den Stadtteilen Leninski und Oktiabrski sowie rund um den Minutkaplatz gebe es schwere Gefechte. In beiden Stadtvierteln seien Hochhäuser erobert worden, die zuvor Stützpunkte von Hekkenschützen gewesen sein sollen. Nach russischen Angaben sollen in der gesamten abtrünnigen Kaukasusrepublik bisher 95 Kämpfer ihre Waffen niedergelegt haben. Der tschetschenische Präsident Aslan Maschadow hatte seine Kämpfer am Freitag aufgefordert, sich auf keinen Fall zu ergeben.

Nach eigenen Angaben gewinnen die russischen Truppen jeden Tag rund 200 Meter an Boden. Laut Nachrichtenagentur Interfax waren die Einheiten aber auch gestern noch mehrere hundert Meter vom Minutkaplatz entfernt, der den Vormarsch auf den Ortskern vom Südwesten her ermöglicht. Die Rebellen räumten ein, Boden verloren zu haben. Zugleich aber behaupteten sie, die Russen kämen nur langsam voran, da sie sehr hohe Verluste zu verzeichnen hätten. Ein tschetschenischer Frontkommandeur bezifferte die Zahl der Moskauer Soldaten, die pro Tag in der Kaukasusrepublik sterben, auf 50 bis 100. Die Russen hingegen sprechen von lediglich 53 getöteten Soldaten zwischen Dienstag und Freitag.

Unterdessen entsandte der amtierende russische Präsident Wladimir Putin den Chef der Staatsanwaltschaft im Nordkaukasus, Juri Birjukow, nach Tschetschenien. Er soll die Umstände der Festnahme des Journalisten Andrei Babizki untersuchen. Babizki, der für den Sender Radio Liberty kritisch über den Krieg berichtete, wird seit dem 15. Januar vermisst. Putin-Berater Sergej Jastrschembski sagte, Babizki habe keine gültige Akkreditierung gehabt. Nach Angaben des russischen Militärkommandos wird er in Urus-Martan festgehalten.

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