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Überall nur „arbeitslose Soziologen“

Die CDU legt die Mittelmaß-Platte auf. Ihr wirtschaftspolitischer Sprecher Karl-Heinz Ehlers sieht Hamburg überall nur auf hinteren Rängen, beim Wirtschaftswachstum belege die Stadt inzwischen „einen negativen Spitzenplatz“, und die Universität habe vorwiegend „arbeitslose Soziologen ausgebildet“, ereiferte er sich gestern in der Bürgerschaft. Rü-ckenwind glaubt Ehlers durch ein Gutachten der Handelskammer aus der Vorwoche zu verspüren, nach dem Hamburg im Großstadtvergleich nur Durchschnitt sei. SPD und GAL sind wenig beeindruckt: Das Gutachten sei „nicht mal Mittelmaß, sondern einfach schlecht“, kommentiert Leonhard Hajen (SPD).

„Die Kammer zerredet sich ihren eigenen Standort“, ist GAL-Fraktionschefin Antje Möller überzeugt, dass die Kaufmanns-Lobby mit ihrem Gutachten ein Eigentor geschossen hat. Außerdem tauchten Faktoren wie der Hafen oder die Ostsee-Kooperation darin überhaupt nicht auf, bemängelt sie. Die Kammer „bestätigt nur ihre eigenen Vorurteile“, befindet Möller, und für Norbert Hackbusch (Regenbogen) „läuft die Handelskammer in den vergangenen Wochen völlig aus dem Ruder“. Hackbusch erinnerte noch einmal an „die unsägliche Veranstaltung mit Herrn Kohl“.

Selbst Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD), gemeinhin kein Vorreiter bei Kritik an der Handelskammer, ist verärgert: „Die Diskussion sollte dazu da sein, dem Standort zu nützen und nicht ihm zu schaden.“ Die Schlussfolgerungen, die die Kammer in dem Gutachten ziehe, seien großteils nicht richtig.

„Machen Sie nur so weiter: Dann kriegen Sie den Standort schon noch kaputt“, schimpft Ehlers und pachtet die Opfer-Rolle für die Kammer und sich: „Jeder, der nicht mitschwimmt in der Euphorie um den Standort Hamburg, wird als Nestbeschmutzer abgetan.“

Peter Ahrens

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