Bunker-Musiker auf der Straße: Gegen Hinhaltetaktik
■ Geld sammeln für die Bunker/Bremer Musiker geben sich zuversichtlich
Anfang Januar mussten 80 Bands ihre Proberäume in den Bunkern räumen. Noch immer gibt es von Seiten des Senats kein Ersatz für Räume, kein Konzept und keine Finanzierung für die Sanierung der Bunker. Die taz sprach mit Bunkersprecher Jörg Bellmann über die aktuelle Situation.
taz: Einige geplante öffentliche Aktionen für die Bunkersanierung habt Ihr absagen müssen: Ist das schon das Ende der Szene?
Jörg Bellmann: Nein, die Szene bröselt nicht auf. Viele Musiker warten im Moment eher ab, was passiert. Aber noch sind wir aktiv und haben Kraft genug, um Druck zu machen.
Aber eure öffentliche Probe vergangenen Freitag musstet Ihr mangels Musiker absagen.
Nein, wir haben vom Stadtamt keine Genehmigung für eine öffentliche Probe bekommen, weil das zu laut ist. Genug Bands wären da gewesen. Die Resonanz war anfangs gering, weil nicht alle erreichbar waren.
Aber auch bei dem geplanten Konzert am Pier 2 habt Ihr einen Rückzieher gemacht?
Das war uns zu groß: 35 Bunkerbands sollten da spielen. Aber das ist mit unglaublichen Kosten verbunden. Aber wir haben noch ganz viele Sachen in Arbeit.
Was zum Beispiel?
Am Samstag wird auf dem Marktplatz eine große Versammlung stattfinden, mit Infoständen, teilweise auch mit Musik. Dann ist eine Aktion für die Sögestraße geplant: Straßenmusik an jeder Ecke den ganzen Tag lang. Dann soll im Modernes was statt finden, so wie damals bei „Beat Apartheit“. Und im April wollen wir im Schlachthof ein Benefizkonzert mit bekannteren Bands geben. Die Einnahmen sind alle für die Umbaumaßnahmen.
Ihr klingt ganz zuversichtlich?
Ja, natürlich. Müssen wir ja auch sein.
Trotz der Signale aus der Behörde?
Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Aber das Geld vom Senat ist die schwierigste Sache überhaupt. Denn der Senat hat im Prinzip noch kein Konzept, das er uns vorlegen kann für Finanzierung und Sanierung. Auch Baubegehungen haben noch nicht stattgefunden. Die Hinhaltetaktik der Kulturbehörde, „es wird ja, und wir machen ja“, ist nicht haltbar. Deshalb haben wir der senatorischen Behörde ein umfassendes Konzept vorgelegt. Das ist jetzt anderthalb Wochen her, und noch immer gibt es keine Reaktion von der Behörde. Das heißt, es passiert erst mal gar nichts.
Bei den Aktionen des Senats, Räume anzubieten – ist da was rausgekommen?
Nein. Ausweichmöglichkeiten gibt es kaum. Es fiel mal ein Wort von einer Tiefgarage – aber was für ein Geld muss man da reinstecken, um übergangsweise für 20 Bands Proberäume zu schaffen.
Wie ist die Situation für die 46 Bands, die in den Bunkern bleiben konnten?
Ein riesengroßes Problem ist der Austausch der Schließanlagen. Die Musiker haben zum Teil noch keine neuen Schlüssel. Manche Anlagen sind schon ausgetauscht, andere noch nicht. Keiner weiß, komme ich heute Abend rein, komme ich nicht rein. Das ist ein unhaltbarer Zustand. pipe
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