: Sauberer Schnitt
■ Gewerkschaft ÖTV fürchtet 800 Entlassungen wegen Kita-Card
Wenn die Kita-Card kommt, müssen vielleicht 800 Frauen gehen. Die Gewerkschaft Öffentliche Dienste Transport und Verkehr (ÖTV) Hamburg fürchtet um die Arbeitsplätze der Hausarbeiterinnen in der Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten (Vereinigung). Denn das Amt für Jugend plane, die Kosten für Reinigung und Küche aller Hamburger Kitas zu addieren und daraus eine Pauschale für jedes Kind zu errechnen.
„In einigen Kitas putzen die Eltern selber, in anderen macht es jemand für 630 Mark“, sagt Helga Hirsch vom Betriebsrat der Vereinigung. „Bei uns sind die Frauen fest angestellt und arbeiten nach Tarif.“ Berechnungen hätten ergeben, dass das neue System die Vereinigung acht Millionen Mark kostet. „Dann sind diese Arbeitsplätze nicht zu halten“, sagt Helga Hirsch. „Da sind Stellen in Gefahr, auf denen Frauen arbeiten, die wenig oder gar keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, da es sich oft um ältere, ausländische Kolleginnen ohne Ausbildung handelt“, sagt ÖTV-Chef Wolfgang Rose.
Die ÖTV-Betriebsgruppe in der Vereinigung hat noch weitere Kritik an dem System und will in die weiteren Planungen eingebunden werden. Ihre Forderungen und Vorstellungen haben einige Mitglieder in einer Broschüre formuliert: „Kita 2005 – Wieviel und welche Erziehung, Bildung, Betreuuung brauchen Hamburger Kinder?“, die es bei der ÖTV gibt.
Zentrale Forderungen der Gewerkschaft sind – neben Beteiligung: Die Umstellung von Angebots- auf Bedarfsorientierung darf kein neues Sparprogramm sein: „Werden durch die Kita-Card Kapazitäten frei, dürfen die nicht gespart, sondern mit ihnen muss das Angebot verbessert werden“, fordert Marina Gustmann von der ÖTV. Mit der Kita-Card weisen nicht mehr die Behörden Plätze zu, sondern die Eltern suchen sich selber eine Kita aus und beanspruchen den vorher ermittelten Bedarf. Gustmann: „Eine Befragung von Müttern in Barmbek-Uhlenhorst hat ergeben, dass gerade viele Alleinerziehende sich längere Öffnungszeiten der Kitas wünschen.“
Die Gewerkschaft befürchtet zudem „einen Kita-Markt, in dem sich Eltern alleine zurechtfinden müssen“. Da müsse es, fordert Rose, „Hilfe und Beratung geben“.
Sandra Wilsdorf
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