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Jurist hinter Gittern

58-jähriger Rechtsanwalt verschwieg Einkünfte in Höhe von 13 Millionen Mark

Das Berliner Landgericht hat am Montag einen 58-jährigen Rechtsanwalt wegen Steuerhinterziehung aus Honoraren israelischer Rentner zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt. Der Jurist hatte von 1990 bis 1997 Einkünfte in Höhe von etwa 13 Millionen Mark verschwiegen und somit knapp sechs Millionen Mark am Finanzamt vorbeigemogelt. Der geständige Jurist wurde angesichts einer der höchsten in Berlin für Steuerdelikte verhängten Strafen noch im Gerichtssaal verhaftet.

Der Angeklagte hatte nach einem deutsch-israelischen Abkommen aus dem Jahr 1978 für rund 30.000 israelische Staatsbürger Rentenanträge bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte eingereicht. Die Senioren konnten sich durch Nachzahlung von Beiträgen in die deutsche Rentenkasse einkaufen. Ein Partner des Angeklagten aus Tel Aviv soll die Rentner angeworben und ihnen Kredite für die Nachzahlungen aufgeschwatzt haben. In Israel wird gegen den dortigen Juristen wegen Betrugs ermittelt.

Der Berliner Jurist, der inzwischen seine Zulassung zurückgab, betonte vor Gericht, er selber habe „weder Gelder abgezockt noch ein einziges Holocaust-Opfer betrogen“. Möglicherweise sei in Israel das ganze große Geld gemacht worden“, meinte der Fachanwalt für Sozialrecht.

Als Motiv für sein Verhalten nannte der Angeklagte Kindheitserlebnisse. Als kleiner Junge habe er sich beispielsweise auf der „Grünen Woche“ ein Glas Milch nicht leisten können. Ein Fremder habe ihm 20 Pfennig zugesteckt. Da habe er sich geschworen, er wolle nie wieder arm sein. Sein Verteidiger hatte 16 Monate Haft mit Bewährung und zusätzlich 360.000 Mark Geldstrafe sowie eine Million Mark Buße beantragt.

dpa

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