Alles teurer am Bahnhofsplatz

■ Deputation debattiert Nachforderungen / Wer haftet für Baumängel? Kunst statt Invest – bleiben die Fahrrad-Bügel?

Die Baudeputation hat gestern mit Unwillen den Bericht über Kostensteigerungen beim Projekt Bahnhofsplatz zur Kenntnis genommen. Den Zuschlag für den Umbau hatte ein Firmenkonsortium bekommen, das statt der veranschlagten 24 Millionen Mark nur zwölf Millionen Mark als Preis angab. Jetzt fordert „Consult Team Bremen“ (CNB) rund 10,3 Millionen Mark nach, weil es gegenüber der Ausschreibung nachträglich mehrere kostenträchtige Änderungen gegeben habe. Allein 2,7 Millionen Mark mehr soll es kosten, dass während der Arbeiten festgestellt wurde, das gewählte Steinformat sei „gestalterisch nicht befriedigen“. Für den Rest der Fläche wurden dann neue Steine geordert. Die Baufirma wollte in dem Bereich, der „vorwiegend von Fußgängern“ genutzt wird, die Granitsteine in Sand verlegen. Nachträglich fiel auf, dass hin und wieder schwere Fahrzeuge vor den Bahnhof vorfahren müssen.

Nicht genauer beziffert sind in dem Bericht, den die Bausenatorin gestern der Deputation vorlegte, die Mehrkosten aufgrund der Auflage: „Fertigstellung bis spätestens Mitte 1999“. Dies habe zu „besonderem Zeitdruck“ geführt. Warum Mitte 1999? Da gab es nur ein zwingendes Datum: den Wahltag. Die Koalition wollte den renovierten Bahnhofsplatz im Wahlkampf vorzeigen, und das kostet eben nachher ein paar Mark mehr.

Neben den zehn Millionen Mark Mehrkosten geht es am Bahnhofsplatz um Baumängel mit einem Streitwert von ebenfalls etwa zehn Millionen Mark. Auf den „Pfusch“ insbesondere bei den Pflaster-Arbeiten hatte die IG Bau schon während der Bauarbeiten hingewiesen (vgl. taz vom 26.3.1999) – um tarifgerechten Facharbeiterlohn zu sparen, hatten die Baufirmen billige Leih-Arbeiter angeheuert. Über die Quittung streiten derzeit die Rechtsanwälte, die Baufirmen wollen sich außergerichtlich mit der Baubehörde einigen.

Bezahlt werden sollten die Umbaumaßnahmen eigentlich aus den Verkaufserlösen des sog. „Investorengrundstückes“ am Bahnhofsplatz. Bis heute hat allerdings die Widerkehr-Gruppe, die in dem Ausschreibungsverfahren das höchste Gebot gemacht hat und damit den Zuschlag bekam, den Kaufpreis nicht bezahlen können und den Vertrag daher nicht unterschrieben. Inzwischen hat die Baubehörde Fahrrad-Bügel auf dem großen Baugrundstück anbringen lassen, weil mit einem Baubeginn in diesem Jahr nicht mehr gerechnet wird.

Dem Investor dagegen ist jetzt erlaubt worden, entgegen den Bedingungen der Ausschreibung keine Durchgangs-Passage frei zu lassen. (Wer aus dem Herdentorsteinweg zum Bahnhof will, müsste also um den Block herumgehen.) Der Bauherr hat auf diese Weise erheblich mehr vermietbare Fläche. Für den Bremer „Projektentwickler“ Hahm&Brieger hat die Widerkehrgruppe damit „definitiv erklärt, das Projekt zu den Ausschreibungsbedingungen nicht verwirklichen zu können“. Henryk Hahm fordert im Interesse seines Partners, der Walter-Bau, daher eine Neuausschreibung des Investorengrundstückes.

K.W.