Kommentar
: Islamistischer Triumph ■ In Berlin gibt es Religionsunterricht für Muslime

Wenn die Islamisten Alkohol trinken würden, dann müssten bei ihnen nun die Sektkorken knallen. Zu feiern gibt es viel, und man muss der Islamischen Föderation zu ihrem Erfolg in Berlin gratulieren. Sie ist die erste islamische Organisation, der sich die Türen zu den öffentlichen Schulen öffnen. Damit wird ein neues Kapitel im Verhältnis der Gesellschaft zu ihrer Minderheitenreligion eröffnet. Die Anerkennung der Föderation als Religionsgemeinschaft durch das Bundesverwaltungsgericht war kein schneller Durchmarsch. Über zwanzig Jahre lang verfolgten die Islamisten beharrlich ihre Strategie. Mit taktischem Geschick und einer guten Öffentlichkeitsarbeit.

Islamischer Religionsunterricht an deutschen Schulen ist überfällig. Seit 1957 bemühen sich Muslime um dieses Recht. Seit Jahrzehnten wird es ihnen mit juristischen Winkelzügen versagt. Ihr Triumph zeigt: So einfach lassen sich die Minderheiten nicht mehr auf der Nase herumtanzen. Selbst das Bundesverwaltungsgericht ließ durchblicken, dass es keine Lust mehr hat, für die Politik die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Die Botschaft lautete gestern: Wir wollen keine jahrelangen Rechtsstreitigkeiten mehr, nur weil die Politik nicht in der Lage ist, ihre Hausaufgaben zu erledigen.

Allerdings ist es tragisch, dass nun ausgerechnet der Islamischen Föderation das Privileg zugesprochen wird, die Köpfe der Kinder ideologisch zu bearbeiten. Sie wird wenig zur Integration beitragen. Dies ist vor allem ein Ergebnis des Hochmuts der Mehrheitsgesellschaft. Über Jahre ignorierte die Politik die religiösen Bedürfnisse der muslimischen Einwanderer. All zu lange ergriff sie keine überzeugenden Initiativen.

Wenn in Berlin nun der Katzenjammer ob der islamistischen Präsenz in den Klassenzimmern ausbricht, gibt es dafür Verantwortliche. Es ist das Land Berlin selbst, das sich die Bescherung zuzuschreiben hat. Seit Jahren weiß der Senat über die personelle und organisatorische Verflechtung von Islamischer Föderation und der islamistischen Milli Görüș Bescheid. Thematisiert hat er diesen Skandal nicht. Feigheit vor dem Gegner nennt man das andernorts.

Nun bleibt der Schulverwaltung nicht viel anderes mehr, als mit Argusaugen darüber zu wachen, dass sich die islamistische Propaganda in den Klassenzimmern in Grenzen hält. Eberhard Seidel