: Föderation will so schnell wie möglich unterrichten
Schulverwaltung prüft Lehrpläne auf Verfassungstreue, hat sonst aber keinen Einfluss
Die umstrittene Islamische Föderation will nach ihrem Sieg vor dem Bundesverwaltungsgericht „so schnell wie möglich“ islamischen bekennenden Religionsunterricht anbieten. „Wir werden uns in den nächsten Tagen mit der Schulverwaltung zusammensetzen und alle Modalitäten klären“, sagte der Verwaltungsratsvorsitzende der Islamischen Föderation, Burhan Kesici, gegenüber der taz.
Burhan sagte, die Lehrpläne seien bereits „seit einiger Zeit“ fertig. Der Inhalt des Unterrichts kann von der Föderation selbst bestimmt werden. Er muss sich jedoch im Rahmen des Schulgesetzes bewegen und darf nicht verfassungswidrig sein. Zu Inhalten äußerte sich Kesici gestern nur vage: „Die Lehrer werden sich mit den heiligen Schriften, Koran und Sunna, befasssen. Auch wird es um den Dialog mit Christen und Nicht-Muslimen gehen.“ Die Kinder sollten außerdem „Alltägliches“ lernen, zum Beispiel Respekt vor älteren Menschen und Andersdenkenden.
Auch bei der Auswahl und der Ausbildung der Lehrer hat die Organisation freie Wahl. „Es gibt relativ viele ausgebildete türkischstämmige LehrerInnen, die sofort anfangen könnten.“ Kesici denkt dabei an IslamwissenschaftlerInnen, die auch Pädagogik studiert haben. Weil der Religionsunterricht in Berlin bisher freiwillig ist und nicht in der Verantwortung der Schulverwaltung liegt, kann die Behörde nicht über die Inhalte mitbestimmen. Sie kann auch nicht fordern, dass die LehrerInnen ein Staatsexamen oder gar ein Referendariat gemacht haben müssen. Bedingung ist jedoch, dass der Unterricht in deutscher Sprache gehalten wird.
Die Schulverwaltung kündigte gestern an, dass sie die Lehrpläne gründlich auf Verfassungskonformität prüfen werde. „Das muss eindeutig rüberkommen“, sagte Sprecherin Rita Hermanns. Sonst würden die Lehrpläne an die Föderation zurückgesandt.
Unklar ist bisher auch, an wie vielen Schulen Islamunterricht angeboten werden soll. In Berlin leben etwa 30.000 muslimische Kinder. Rund 70 Prozent der türkischen muslimischen Kinder sind Sunniten, der Rest Aleviten. Kesici sagte, dass das „Interesse da sei“, denn vor einigen Jahren habe die Islamische Föderation 25.000 Unterschriften für einen islamischen Religionsunterricht gesammelt. Die Organisation hatte gegenüber der Schulverwaltung angekündigt, dass sie voraussichtlich in fünf Grundschulen unterrichten wolle.
Das Bundesverwaltungsgerichtsurteil hat auch noch weitere religiöse Gruppen ermuntert, sich um den Status einer Religionsgemeinschaft zu bewerben: Der Vorsitzende des Anatolischen Aleviten-Kulturzentrums, Metin Kütük, sagte gegenüber der taz, dass sein Verein auch Unterricht anbieten wolle. Man beabsichtige, sich mit vier anderen alevitischen Vereinen zusammenschließen.Julia Naumann
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