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Gerhard Schröders schnelle Green Card kommt nicht gut an

30.000 Computerspezialisten will der Kanzler ins Land holen. Das Arbeitsministerium ist überrascht

Berlin (taz) – Bundeskanzler Schröder erwartet für seinen Vorschlag, 30.000 Computerspezialisten aus Nicht-EU-Staaten nach Deutschland zu holen, eine Gegenleistung der Wirtschaft. Gestern sagte er, trotz der Anwerbung von Fachkräften würden die Unternehmen nicht aus ihrer Verantwortung für die Ausbildung und Qualifizierung entlassen. Schröder sagte, bei der Besetzung der Stellen sollten die Unternehmer „zuerst an die eigenen Leute denken und sie qualifizieren“. Nur wenn diese Bedingung erfüllt sei, bekomme ein Unternehmen die Möglichkeit, außerhalb Europas Arbeitnehmer anzuwerben.

Am Mittwochabend hatte Schröder in seiner Rede zur Eröffnung der Cebit gesagt, die Bundesregierung werde den Mangel an Spezialisten gezielt bekämpfen. Deutschland wolle nach dem US-Vorbild eine Art Green Card einführen, die Computerexperten eine befristete Arbeitserlaubnis in der Bundesrepublik gewähren soll. Damit reagierte Schröder auf die Klagen der boomenden Computerbranche, der nach eigenen Angaben 75.000 Fachkräfte fehlen.

Offensichtlich hatte er sein Versprechen zuvor nicht mit anderen Mitgliedern der Regierung abgestimmt. Noch am Dienstag hieß es auf Nachfrage im Arbeitsministerium: „Wir denken nicht daran.“ In Deutschland seien schließlich 30.000 EDV-Spezialisten arbeitslos. Auch die IG Metall kritisierte den Kanzlervorschlag und forderte stattdessen „sehr viel mehr Qualifizierungsmaßnahmen“. Annette Rogalla

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