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Murdoch mag Microsoft

Die etablierten Medienkonzerne bringen durch Allianzen mit Online-Diensten das Internet auf Kurs. Ihren Kurs

Noch vor einem Jahr verkündete Rupert Murdoch, das Internet und seine Firmen seien drastisch überbewertet: Langfristig würden hier „mehr Unternehmen zerstört als neu geründet“, fürchtete der News-Corp.-Chef

Doch Murdoch wäre nicht Murdoch, wenn er seine Irrtümer nicht rasch und erfolgreich zu korrigieren wüsste: Spätestens nach der Fusion von Time Warner mit dem Online-Dienstleister AOL sieht sich jeder klassische Medienkonzern nach potenten Partnern für das E-Zeitalter um.

Seit einiger Zeit antichambriert Murdoch daher beim weltweit größten Internet-Portal Yahoo!, und am Dienstag bestätigte die News-Corp.-Tochter NDS eine strategische Allianz mit Microsoft in Sachen Digital-TV. Danach entwickeln beide Unternehmen ab jetzt gemeinsam neue Anwendungen für Internethandel und interaktives Fernsehen. Der erste Kunde von Microsoft und NDS ist nach Berichten der Financial Times der brasilianische TV-Konzern Globo, selbst eines der größten Medienunternehmen der Welt.

Dem Spätzünder Murdoch gelingt dabei auch, kostspielige Anfängerfehler zu vermeiden: Time Warner hatte vor dem Zusammenschluss mit AOL immerhin mehrere Millionen Dollar in die Entwicklung eines eigenen, letztlich erfolglosen Internet-Portals namens Pathfinder gesteckt. Auch Disneys Go Network fährt heftige Verluste ein, ohne nennenswert im Internet-Business mitzumischen.

Murdoch sucht dagegen den Schulterschluss mit einem der etablierten Anbieter – Yahoo!, AOL und das Microsoft Network dominieren den globalen Markt – und so den Netzanschluss. Durch diese Strategie bringen die etablierten Medienkonzerne letztlich auch das World Wide Web auf Kurs. Denn was Murdoch und Co. unangefochten bieten können, ist Programm. stg

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