: Die Gewaltbereitschaft steigt
Vor allem die Straftaten aus dem rechten Spektrum gaben laut zweier Jahresberichte Grund zur Sorge
BERLIN dpa ■ Schlechte Nachrichten aus den Statistikabteilungen: Gestern präsentierten sowohl das Bundesinnenministerium in Berlin als auch der bayrische Verfassungsschutz neue Zahlen zur Kriminalitätsentwicklung. Fazit: Die Gewaltbereitschaft in der Republik steigt.
Im vergangenen Jahr, so der Bericht des Bundesinnenministeriums, stieg die Zahl der Morde, Körperverletzungen, Erpressungen und ähnlicher Delikte um 7,9 Prozent an. Minister Otto Schily (SPD) bezeichnete die Entwicklung als Besorgnis erregend.
Auch im Bereich der politisch motivierten Straftaten gab es trotz eines Rückgangs um 5,9 Prozent keinen Grund zur Freude. Denn knapp zwei Drittel der 15.628 Delikte waren rechtsextremistisch oder antisemitisch motiviert.
Einen rasanten Anstieg hatte es bei der politisch motivierten Ausländerkriminalität gegeben: Die Zahl der Delikte verdoppelte sich auf 391 Fälle. Als Erklärung wurden die Ausschreitungen der „Arbeiterpartei Kurdistans“ herangezogen, die 1999 gegen die Festnahme des Kurdenführers Öcalan protestiert hatten.
Die Aufklärungsquote lag bei 40 Prozent. Schily nahm die Bevölkerung in die Pflicht: Sie müsse wachsam sein und „nach Kräften für die demokratische Grundordnung eintreten“.
Neue Zahlen wurden gestern auch in Bayern präsentiert. Der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) stellte in München den Jahresbericht des Verfassungsschutzes vor. Der Freistaat Bayern hatte 1999 zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder einen Mord eines Rechtsextremen an einem Ausländer zu verzeichnen. Außerdem war auch im Kernland rechtskonservativer Politik die Zahl rechtsextremer Gewalttaten angestiegen.
Beckstein nutzte die Gelegenheit zu einem neuen „Law and order“-Vorschlag. Er forderte, den Verfassungsschutz bundesweit zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens heranzuziehen. Bayern sei mit dieser Maßnahme noch allein und könne deutliche Erfolge vorweisen.
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