: IuK-Headhunter für Schulen
Ab April schickt die Informations- und Kommunikationsbranche ihre Bestarbeiter in die Pennen. Sie sollen als Werbebotschafter „die Tür zum Informationszeitalter aufstoßen“
Die deutsche Informations- und Kommunikationsbranche (IuK) möchte nicht allein mit indischen Software-Ingenieuren ihre Nachwuchsprobleme lösen. Die Initiative D 21, ein Verbund von Internet-, Telefon und Multimediaunternehmen, will die hiesige Jugend direkt begeistern – über das „Ambassador Projekt“, das im April regulär beginnen soll.
Die Erfolgsformel lautet: Man schicke unentgeltlich ehrenamtliche Mitarbeiter aus der aufsteigenden IuK-Branche in deutsche Schulen – die werden den Pennälern bei der Berufsfindung schon auf die Sprünge helfen.
Ziel ist es, insgesamt 20.000 Ambassadoren ausschwärmen zu lassen, allein 1.000 will der Computerhersteller IBM losschicken. Pilotbotschafter in Schulen in München, Schweinfurt, Reutlingen und Berlin erregten viel Interesse. Selbst Grundschulen hätten Interesse gezeigt, berichtet die Geschäftsführerin der D 21-Ini, Ariane Alpmann.
Alpmann will die Aktion nur als Werbung für die Informatik- und Internet-Studiengänge verstanden wissen. Eigene Talentsuche wollten IBM und die beteiligten Firmen nicht treiben. Vorverträge würden nicht abgeschlossen. „Unsere Zielgruppe sind alle Schularten ab Klasse 8“, meint Alpmann. Die Botschafter sollen die vielseitigen Jobchancen aufzeigen – indem sie ihren eigenen Werdegang darstellen.
Die Ignoranz gegenüber den Kommunikationsberufen rührt laut Alpmann nämlich von der irrigen Vorstellung her, „dies sei ein langweiliger Berufszweig sei, bei dem sich der ganze Arbeitstag vor dem Bildschirm abspielt.“ Mit dem Testlauf seien die 20 ausgesandten Ambassadoren zufrieden gewesen. Allerdings: Die Selbstdarstellung der D 21-Initiative, die die Botschafter ganz traditionell vorlesen, muss nun überarbeitet werden – „weil sie als zu kindgerecht empfunden wurde“, gesteht Geschäftsführerin Alpmann ein.
Motor des Projekts war IBM. Auch der US-Computerriese will laut seinem Sprecher Thomas Mickeleit über die Ambassadoren das Fenster zum Informationszeitalter aufstoßen. Denn: „In Japan und den USA träumt die Jugend davon, Ingenieur oder Techniker zu werden. Aber hier in Deutschland ist der Idealjob Lehrer oder Sozialarbeiter.“
Da hat der technologiebegeisterte Mickeleit die allerjüngste Entwicklung übersehen. Inzwischen können sich Informatikstudiengänge vor Anfragen kaum retten. Knapp 12.000 Studienanfänger verzeichnete die Disziplin 1999. Das ist eine Verdreifachung gegenüber 1994 - als noch kein Ambassador unterwegs war. MARKUS BÖTTINGER
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