: Befriedungstaktik
■ Keine 4000 neuen Arbeitsplätze für Hamburg: A3XX-Kuchen soll geteilt werden
Für die Wirtschaftsbehörde hat sich zwar auch gestern „der Sachstand nicht geändert“, aber eines scheint inzwischen zumindest klar zu sein: Airbus setzt beim Bau des A3XX auf die Befriedung der beiden konkurrierender Standorte Toulouse und Hamburg. Der künftige europäische Super-Luft- und Raumfahrtkonzern EADS, dem unter anderen die Daimler Chrysler Aerospace Dasa angehören wird und der 80 Prozent der Airbus-Anteile hält, will keinen der Wettbewerber leer ausgehen lassen.
„Das ist jedenfalls der feste Eindruck, den die Bundesregierung gewonnen hat“, heißt es vom Bundeswirtschaftsministerium. Die Top-Manager von EADS hatten das im Gespräch mit dem Luftfahrtkoordinator des Bundes, Sigmar Mosdorf (SPD), durchblicken lassen.
Es läuft demnach auf das hinaus, was schon seit Januar vermutet wird: Der A3XX wird in Toulouse zusammengesetzt, den Innenausbau bekommt Hamburg. Das heißt aber auch, dass das Airbus-Projekt weniger Arbeitsplätze in die Hansestadt bringen wird als die 4000, die von Dasa und Wirtschaftsbehörde mit dem Auftrag stets verknüpft wurden. Wie viele es weniger sind, lässt sich allerdings nicht sagen. Der Senat hält sich nicht nur aus Spekulationen heraus, er nimmt auch zu Mosdorfs Äußerungen keine Stellung – bevor sich Airbus nicht offiziell räuspert. Und das wird frühestens im April, wahrscheinlich aber erst im Frühsommer der Fall sein.
Für die Umweltverbände ist klar: Mit einem abgespeckten Auftrag wäre „der Eingriff in das ökologisch international bedeutsame Mühlenberger Loch nicht mehr zu rechtfertigen“, wie BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch gestern in einem Brief an CDU-Fraktionschef Ole von Beust schreibt. Braasch will von der CDU wissen, ob sie das Projekt auch noch unter den veränderten Vorzeichen einer Auftragsteilung unterstützt.
Dass ein Aufsplitten des Auftrages die rot-grüne Auseinandersetzung ums Mühlenberger Loch wieder eröffnen könnte, ist für die GAL momentan noch kein Thema. „Warten wir erst einmal die Entscheidungen des Unternehmens ab“, sagt Detlev Grube, wirtschaftspolitischer Referent der Fraktion. Alles andere sei „Kaffeesatzleserei“. Peter Ahrens
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen