: Freie Sicht auf dunkle Geschäfte
taz und medico: Ein Aufruf für generelle Transparenz von Rüstungsexportvorhaben
Wo Geheimhaltung zum Prinzip erhoben wird, droht die Herrschaft des Schwarzgeldes. Der aktuelle CDU-Spendenskandal lehrt dies in aller Anschaulichkeit. Rüstung und Rüstungsexporte sind so lohnende Geschäfte, dass keine Spende zu hoch erscheint, um sich die Politik gewogen zu machen. Gegen die dunklen Geschäfte hilft nur eins: die Dinge öffentlich machen und Transparenz herstellen. Und zwar nicht alleine als Akt rückhaltloser öffentlicher Aufklärung von Vergangenem, sondern als Festschreibung eines Informationsrechtes einer aufgeklärten Öffentlichkeit.
Mitte Januar hat die Bundesregierung neue Grundsätze verabschiedet, die einen restriktiveren Umgang mit den Waffengeschäften deutscher Rüstungskonzerne ermöglichen. So erfreulich die Einbeziehung von Menschenrechts- und Entwicklungsklauseln ist, so unverständlich bleibt die Ablehnung der Forderung, bei künftigen Rüstungsexportentscheidungen eine generelle öffentliche Transparenz sicherzustellen. Selbst die Einrichtung einer parlamentarischen Kontrollkommission muss der rot-grünen Koalition als zu weit gehende Aufhebung des Geheimhaltungsprinzips gegolten haben.
Die weitreichende gesellschaftliche Bedeutung von Rüstungsexporten aber duldet keine Geheimhaltung. Im Grundgesetz, Art. 26, Abs. 1 und 2, sind Rüstungstransfers explizit verboten und nur in begründeten Ausnahmefällen zu genehmigen. Schon wer Kriegswaffen herstellen will, so das Grundgesetz, muss nachweisen, dass sie nicht dem Geist der Präambel, dem Frieden in der Welt zu dienen, entgegenstehen. Dieser Nachweis ist öffentlich zu führen – auch um zu verhindern, dass Entscheidungen über Rüstungsexporte durch andere als öffentlich vertretene und vertretbare Gründe zustande kommen. Die Frage könnte spannend werden, ob auch nur eines der Rüstungsgeschäfte einer solchen öffentlichen Prozedur standhalten würde.
Wir fordern die Bundesregierung auf, der Öffentlichkeit vollständige Informationen über alle geplanten Waffenexporte zur Verfügung zu stellen und damit eine weitestgehende Transparenz zu gewährleisten. Dafür muss die Regierung die erforderlichen rechtlichen Grundlagen schaffen.
ErstunterzeichnerInnen sind u. a.: Prof. Dr. Ulrich Albrecht (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung), Tobias Debiel (Stiftung Entwicklung und Frieden), Dr. D. Garlichs (Unicef Köln), Prof. Dr. Ekkehard Krippendorf , Felicia Langer (Trägerin des Alternativen Friedensnobelpreises), Otfried Nassauer (Berliner Informationszentrum für Transatlantische Sicherheit), Tobias Pflüger (Informationsstelle Militarisierung), Paul Russmann (Ohne Rüstung Leben), Dr. Herbert Wulf (Direktor BICC, Bonn Int. Center for Conversion)
Ausgefüllte Listen bitte an medico senden. Weitere Listen zum Auslegen und Weiterverbreiten erhalten Sie im Internet ( www.medico.de ) oder bei medico international e. V., Obermainanlage 7, 60314 Frankfurt am Main, Tel. (0 69) 9 44 38-0 Fax (0 69) 43 60 02, E-Mail: info@medico.de medico-Spendenkonten: 1800 Frankfurter Sparkasse (BLZ 500 502 01) 6999-508 Postbank Köln (BLZ 370 100 50) medico international, Anne Jung, Obermainanlage 7, 60314 Frankfurt am Main, Tel. (0 69) 9 44 38 27 Fax (0 69) 43 60 02
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen