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SPD tunnelt Strieder

Fraktion plädiert für Bau der „Kanzler-U-Bahn“ vom Alex bis zum Lehrter Bahnhof

Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) wird von der eigenen Fraktion überfahren. Im Streit um die geplante U-Bahn-Linie 5 zwischen Alexanderplatz und dem Lehrter Bahnhof haben sich die Sozialdemokraten für den Bau der „Kanzlerlinie“ ausgesprochen. Nach Ansicht von Fraktionschef Klaus Wowereit habe ein Gutachten den Bedarf von 150.000 Fahrgästen auf dieser Strecke errechnet. Damit seien die Zweifel an diesem Projekt ausgeräumt. Allerdings, räumte Wowereit ein, könnte die ursprünglich für 2006 vorgesehene Linie „zeitlich gestreckt“ werden.

Die SPD folgt damit den Forderungen der CDU, die sich für das 1,2 Milliarden Mark teure Projekt stark gemacht hatte. Verkehrssenator Peter Strieder hingegegen sprach sich nach Protesten der Friedrichstraßen-Geschäftsleuten dafür aus, die Kanzler-U-Bahn auf Eis zu legen. Auch der grüne Verkehrsexperte Michael Cramer hält den aufwendigen U-Bahnbau für „unsinnig“, da bereits eine S-Bahnverbindung zwischen Alex und Lehrter Bahnhof besteht.

Christian Gaebler, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, begründete gestern den U-Bahn-Vorstoss damit, „dass die Linie grundsätzlich ein wichtiges Element für die Umsetzung des Modal-Split ist“. Nur bei der Erhöhung des Angebots öffentlicher Verkehre (ÖPNV) könne das Verhältnis von 80 Prozent ÖPNV zum privaten Verkehr erreicht werden.

Gaebler räumte jedoch ein, dass die endgültige Entscheidung für die Kanzlerlinie erst getroffen werden könne, wenn eine im Haus des Verkehrssenators vorbereitete Studie zum Bau, dem Bedarf und den Kosten vorliege. Gaebler zur taz: „Das muss noch begutachtet werden.“

Der SPD-Verkehrsexperte liess jedoch keinen Zeifel daran, dass die U 5 benötigt werde. Lediglich über den Zeitplan des Baus müsse noch verhandelt werden. Laut Gaebler sei es eine realistische Vorstellung, wenn die Eröffnung der Strecke im Jahr 2010 stattfinden könnte. ROLF LAUTENSCHLÄGER

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