Bilder für Berliner Banker

Haus Liebermann eröffnet. Bankgesellschaft Berlin stellt sich selbst und Kunst aus

Für den Mieter des Hauses am Pariser Platz 7 war die Adresse ebenso wichtig wie das Stadtschloss. Als Wilhelm II. das Gebäude abreißen wollte, ließ der Hausherr dem Fürsten ausrichten, so wie der Kaiser „an einem Ende der Linden wohne, so wohne der Liebermann am anderen Ende“. Und so wenig wie der Kaiser sein Ende verlassen werde, so wenig gedenke der Liebermann das seine aufzugeben. Punktum.

Fast 55 Jahre nach der Kriegszerstörung 1945 ist gestern das Haus Liebermann am Pariser Platz, direkt neben dem Brandenburger Tor, wieder offiziell eingeweiht worden. Vom Atelier und Wohnhaus des impressionistischen Malers (1847–1935) allerdings haben die Mieter, die Bankgesellschaft Berlin und deren kulturpolitische Stiftung „Brandenburger Tor“ sowie der Architekt wenig rekonstruiert.

Das 25 Millionen Mark teure Haus nach den Entwürfen von Josef Paul Kleihues hat vier Geschosse statt der ursprünglichen drei hohen Stockwerke. Zwei große Foyers, Konferenzsäle und Büroräume sind im Liebermann-Haus untergebracht. Bis auf eine Büste des Malers in seinem früheren Salon erinnert nichts mehr an den einstigen Bewohner.

Eine späte Rache Wilhelms II.? Wohl kaum. Eher das Zugeständnis an die Begehrlichkeiten der Bankgesellschaft, die das Gebäude sowohl als Repräsentationssitz des Konzerns als auch für öffentliche Veranstaltungen nutzen will, wie der Vorstandsvorsitzende der Bankgesellschaft, Wolfgang Rupf, gestern sagte. So seien Tagungen zu Themen aus Kunst, Kultur, Politik und Wissenschaft geplant.

Die Auswirkungen der viergeschossigen Innengestaltung bekommt besonders die Stiftung Brandenburger Tor zu spüren, für die die beiden unteren Etagen und deren Kunstausstellungen reserviert sind. Die niedrigen Räume, sagte Monika Grütters, Vorstandssprecherin der Stiftung, seien „nicht unproblematisch“ für besondere Ausstellungen. Insbesondere große Bildformate, die in Zusammenarbeit mit dem DAAD (Deutscher Akademischer Auslandsdienst) oder dem Museum Hamburger Bahnhof präsentiert werden sollen, dürften nur schwer in das Haus Liebermann passen.

Mit der Eröffnung des Liebermann-Hauses ist der Pariser Platz bis auf zwei Gründstücke fertig gestellt. Lediglich die beiden Standorte der Französischen und Amerikanischen Botschaft sind noch unbebaut. Für die Akademie der Künste, das einzig öffentliche Haus am Platze, haben jetzt die Bauarbeiten begonnen.

ROLF LAUTENSCHLÄGER