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Gemauschel unten links

Im Südwesten Deutschlands wollen CDU und Medienaufsicht ein landesweites Privatradio schaffen und ihren Spezln zuschieben

von WOLFGANG MESSNER

Klaus Schunk ist ein Mann mit exzellenten Kontakten. Besonders gut kennt der Geschäftsführer des Mannheimer Privatsenders „Radio Regenbogen“ wichtige Leute in der CDU. Und mit Günther Oettinger, Vorsitzender der baden-württembergischen Landtags-CDU, ist er gut Freund.

Gegenwärtig beschert dem ehemaligen Zeitungsredakteur die Gönnerschaft des knitzen Schwaben aber Probleme: Die private Rundfunkkonkurrenz im Südwesten fürchtet, dass Regenbogen mit freundlicher Unterstützung der CDUund der Landesanstalt für Kommunikation (LfK) zum Landessender gepuscht werden soll.

Lizenz für Jugendradio

Es war Mitte November, als die von Radio Regenbogen kontrollierte Gesellschaft Jugendradio in Baden-Württemberg GmbH & Co. KG die Lizenz für ein privates Jugendradio im Land erhielt. Viele der unterlegenen anderen 24 Bewerber empfanden das Procedere als Farce, Begründung: Die LfK habe bei ihrer Entscheidung mit zweierlei Maß gemessen. Die Bestimmungen seien für Regenbogen so lax ausgelegt, dass problemlos ein breites Publikum angesprochen werden könne. Außerdem seien bei der Abstimmung im LfK-Medienrat (18:12 für das Regenbogen-Jugendradio) zwei Mitglieder befangen gewesen, da sie bei Sendern der Regenbogen-Gruppe im Programmbeirat säßen. – „Da ist gemauschelt worden“, moniert die Konkurrenz. LfK-Sprecher Frank Scherer findet das Verfahren dagegen natürlich „voll in Ordnung“. Absprachen habe es nicht gegeben.

Wie dem auch sei: Eine wirkliche Überraschung war das Plazet für Radio Regenbogen nicht. Regenbogens neuer Jugendfunk „big FM“ ist nun seit dem 31. März auf Sendung und tritt gegen die ebenfalls ganz frische öffentlich-rechtliche Konkurrenz an: „Das Ding“, die neue Jugendwelle des SWR, ging erst am 1. April an den Start. „big FM“ war schneller – ein gelungener Überraschungscoup, ganz „Marke Schunk“.

Doch bei diesem Duell treffen ungleiche Kontrahenten aufeinander: „Das Ding“ – bereits seit 1997 im digitalen Radio, übers Internet, und seit einem Jahr auch beim Saarländischen Rundfunk über UKW zu empfangen – wird zwar als multimediales Projekt mit Vorbildcharakter gepriesen. Es erreicht aber bisher potenziell nur 2,5 Millionen Hörer. „big FM“ dagegen schafft leicht das Doppelte. Und seit Schunk noch drei Regenbogen-Frequenzen in Südbaden für „big FM“ freigeschaltet bekommen hat, decken Radio Regenbogen und big FM nahezu das ganze Land ab. Vor allem mischt die Gruppe dank ihrer Jugendwelle auch in der umkämpften Stuttgarter Radioszene mit.

Wer gibt nun im Südwesten künftig den Ton an? Insgeheimes Ziel der CDU/FDP-Landesregierung ist es, langfristig nur noch einen landesweiten privaten Hörfunksender überleben zu lassen. Eine Fusion der drei großen Regionalwellen Radio Regenbogen (Mannheim), Antenne 1 (Stuttgart) und Radio 7 (Ulm) wäre das Naheliegende. Vor Jahresfrist war eine Vereinigung bereits in greifbarer Nähe, erstes Projekt: ein von allen drei Sendern gemeinsam betriebenes privates Jugendradio.

LfK auf CDU-Schmusekurs

Doch nun soll es Schunk dank der Vetterleswirtschaft mit Oettinger alleine richten. Die eigentlich parteipolitisch unabhänigige LfK, insbesondere deren Präsident Thomas Hirschle, spielt voll mit. Bei Hirschle, langjähriger Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, meinen Vertraute, müsse man dies verstehen: Der wolle schließlich „irgendwann mal Minister werden“.

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