: Dabeisein ist alles
■ Warnstreiks in der Metallindustrie gegen Spaltung von neuen und alten Ländern
30.000 MetallerInnen im Bezirk Küste haben sich gestern nach IG Metall-Angaben an Warnstreiks und Protestaktionen beteiligt, um die Übernahme des Tarifkompromisses von Nordrhein-Westfalen für die fünf norddeutschen Küstenländer durchzusetzen. Zugleich sollte der Druck auf die gestern in Berlin stattfindenden Verhandlungen für die östlichen Tarifbezirke der neuen Bundesländer verstärkt werden.
Allein in Hamburg beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben die Beschäftigten in 30 Unternehmen. Der Schwerpunkt der Aktionen lag in den Großbetrieben Blohm + Voss, Siemens, Dasa-Airbus, Daimler-Chrysler sowie bei den Gabelstapler-Herstellern Jungheinrich und Still. Die Aktionspalette reichte laut IG Metall-Sprecher Peter Hlawaty von regulären Warnstreiks über betriebliche Aktionen bis hin zu Informationsveranstaltungen während der Arbeitszeit. In Wedel versammelten sich 500 MetallerInnen aus der ganzen Unterelberegion nach einer Bus-Sternfahrt zu einer Kundgebung.
Anlass der Aktionen: Trotz der Ankündigung der Unternehmer, den Pilotabschluss von Nordrhein-Westfalen zu übernehmen, steht die Küste – wie berichtet – als einziges westliches Tarifgebiet noch immer ohne Abschluss da. Grund ist, dass die ostdeutschen Unternehmer den Pilotabschluss weiterhin ablehnen. In Mecklenburg-Vorpommern, das zum Bezirk Küste gehört, beharren die Arbeitgeber unter anderem auf der Festschreibung der 38-Stunden-Woche. „Eine politische Einheit in Ost und West fordert auch eine Einheit der Arbeitsbedingungen“, klagt IG Metall Bezirksleiter Frank Teichmüller ein. „Es ist nicht länger hinnehmbar, dass Beschäftigte in Mecklenburg-Vorpommern für das gleiche Gehalt einen Monat länger im Jahr arbeiten müssen und ein ganzes Bundesland zum Billiglohnland degenerieren soll.“
Mit Blick auf den am Donnerstag in Bremen stattfindenden Tarifpoker für den Bezirk Küste sieht die IG Metall derzeit schwarz. Hlawaty: „Wenn es in Berlin keinen Durchbruch gibt, gibt es wenig Chancen für eine Einigung.“ Daher mahnt Teichmüller die Unternehmer zur Vernunft. „Für das Tarifgebiet Küste wird es keinen Abschluss geben, bei dem der Osten nicht mit akzeptablen Bedingungen dabei ist.“ Kai von Appen
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