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Traum vom Industrie-Investor geplatzt

Stadtplaner wollen in den Wilhelminenhöfen die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft ansiedeln

Eigentlich bilden die Wilhelminenhöfe im Industriegebiet Oberschöneweide ein Vorzeigeprojekt der Berliner Landesentwicklungsgesellschaft (BLEG). Mit viel Geld wurden seit 1995 fast 40.000 Quadratmeter Fläche in den alten Fabrikhallen der Kabelwerke Oberspree saniert und instand gesetzt. Wo früher arsenhaltige Schlacke den Boden vergiftete, zieren heute ein Park und renovierte Klinkerfassaden das Gelände. Im Juni könnte die BLEG auch in der großen Werkhalle die Schlüsselübergabe feiern – doch zum Feiern ist ihr nicht zu Mute.

„Es ist verdammt schwierig, die Wilheminenhöfe so zu entwickeln, wie der Senat es wünscht“, seufzt Ada Kohlsmann, die bei der BLEG für die Vermietung zuständig ist. Seit 1997 stagniere die Belegung bei 40 Prozent. Selbst das Prunkstück, eine 1.000 Quadratmeter große Halle unter dem Glasdach, wird allenfalls für Szene-Partys genützt – ansonsten steht sie leer. Für die Halle, deren Umbau 30 Millionen Mark kostete, hat Kohlsmann nur wenig Anfragen. „Es gibt einfach keine Mietinteressenten aus dem gewerblichen Bereich. Dienstleister oder Bewohner fänden wir viel einfacher. Doch die dürfen hier nicht rein.“

Tatsächlich sind laut Flächennutzungsplan auf dem 120.000 Quadratmeter großen Industriegelände nur industrielle oder gewerbliche Nutzungen erlaubt. Der Senat hatte Anfang der 90er-Jahre die Fläche als Reserve für diese Nutzungen vorgesehen. Dienstleistungsfirmen müssen deshalb draußen bleiben.

„Diese Planungen gehen voll an der Realität vorbei“, sagt Roland Henke, der bei der BLEG für die Projektsteuerung verantworlich ist. „Der Traum vom Industrie-Investor wird sich nicht erfüllen.“ Sein Ziel ist es, in den Wilhelminenhöfen die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft (FHTW) anzusiedeln, die auf mehrere Standorte in Berlin verteilt ist. Auch Michael Wend von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wünscht sich nichts sehnlicher, als schon im Jahr 2002 der FHTW hier einen Campus anzubieten, von dem auch die benachbarten Wohngebiete profitieren könnten.

Doch die Wirtschaftsbehörde macht die Hoffnungen der Stadtplaners zunichte: „Die Idee ist gut, wird aber scheitern“, sagt Wirtschafts-Sprecher Michael Wehran. Die Begründung: Die Sanierung der Wilhelminenhöfe gelang nur durch die 80-Millionen-Mark-Förderung aus Brüssel – und die war zweckgerichtet für industrielle Nutzung.

Die Planer Wend und Henke geben trotzdem nicht auf: Anfang Mai soll eine Studie aufzeigen, wie das Fördermittel-Dilemma der Wilhelminenhöfe umgangen werden kann. Der Präsident der FHTW, Helmut Schmid, will sogar den deutschen Wissenschaftsrat instrumentalisieren, um Druck auf den Senat zu machen. KATJA TRIPPEL

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