piwik no script img

kambodscha heute

Hoher Preis für Frieden

Die meisten Kambodschaner haben das Regime der Roten Khmer nicht erlebt: Über fünfzig Prozent der 11,5 Millionen Bewohner des Landes sind unter achtzehn Jahre alt. Seitdem sie denken können, regiert in Phnom Penh Premierminister Hun Sen, ein ehemaliger Roter-Khmer-Kommandant, der vor internen Säuberungen nach Vietnam geflohen war und 1979 mit den vietnamesischen Truppen zurückkehrte.

Unter dem autoritären Hun Sen erlebt das Land nach über 30 Jahren Krieg und Bürgerkrieg nun relativ friedliche Zeiten – zu einem hohen Preis. Die letzten Rote-Khmer-Guerillas, die sich in den Neunzigerjahren im Dschungel verschanzten, durften inzwischen die Uniform der Regierungsarmee überstreifen. Doch das bittere Erbe der Roten Khmer ist überall zu spüren: Kambodscha gehört noch immer zu den ärmsten Ländern der Region. Besonders auf dem Land, wo rund 80 Prozent der Bevölkerung lebt, ist die Armut groß: Jedes fünfte Kind stirbt, bevor es zwölf Jahre alt wird.

Ein funktionierendes Rechtssystem existiert nicht. Politiker, Militärs und Geschäftsleute bedienen sich skrupellos an den Naturschätzen des Landes. Politisch motivierte Morde gehören zum Alltag.

Vor der Nationalversammlung kampieren in diesen Tagen Hunderte von Bauern, die von ihrem Land vertrieben wurden – diesmal nicht von den Truppen der Roten Khmer oder den vietnamesischen Befreiern, sondern von Geschäftsleuten und Regierungssoldaten. LI

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen