: Prügler im Knast vorerst abgeschoben
■ Staatsanwaltschaft ermittelt „flächendeckend“ wegen Misshandlungen in Glasmoor
Der Fall liegt bei der Kieler Staatsanwaltschaft: Es wird ermittelt, und so lange werden Einzelheiten nicht verraten. Klar scheint nur so viel: Am 1. März wurde der 30-jährige Algerier Emene K. in der Abschiebehaft in Glasmoor von einem Bediensteten schwer verprügelt – K. erlitt einen Jochbeinbruch und musste ins Krankenhaus. Der Hamburger Flüchtlingsrat, der ges-tern vor dem Untersuchungsgefängnis Holstenglacis demonstrierte, spricht davon, dies sei nicht der einzige Fall von Misshandlung in Glasmoor und hat Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) in einem offenen Brief aufgefordert, sich für die Aufklärung dieser Taten einzusetzen.
Der Flüchtlingsrat nennt das Beispiel eines jungen Ghanaers, der ebenfalls zusammengeschlagen worden sei. Zu einer Bestrafung des Täters sei es nicht gekommen. Am Tag seiner geplanten Vernehmung wurde das Opfer abgeschoben. Die Justizbehörde will das nicht kommentieren. Sprecherin Birgit Geigle sagt jedoch, dass „die Staatsanwaltschaft flächendeckend und breit gestreut ermittelt“, sich also offenbar nicht nur auf den Fall K. konzentriert. Den gut 20 Demonstrierenden am Hols-tenglacis reicht das jedoch nicht: „Die Übergriffe sind keine Ausnahme, das hat System.“
Inwieweit K. mit seiner Aussage selbst zur Aufklärung des Falles beitragen kann, liegt bei den Kieler Staatsanwälten. Die entscheiden, ob er als Zeuge in einem möglichen Prozess aussagen kann oder vorher noch nach Algerien abgeschoben wird. K.s Anwältin setzt sich derzeit für eine Verlängerung der Duldung ein – mindestens bis zu einer Verhandlung, falls es dazu kommt. Laut Flüchtlingsrat soll es noch weitere Zeugen der Tat geben: Der Bedienstete habe K. vor einer Gruppe von Kollegen verprügelt.
Der Täter ist seit dem Zwischenfall suspendiert. Die Hamburger Justizbehörde, so Geigle, will zunächst die Ermittlungen aus Kiel abwarten, um dann ein Disziplinarverfahren gegen den Mann zu prüfen oder einzuleiten. Peter Ahrens
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