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Guatemala: Tote nach Tariferhöhung

Studenten randalieren in Guatemala-Stadt. Beide große Parteien nutzen die Buspreise zum Machtpoker

SAN SALVADOR taz ■ Bei Auschreitungen in Guatemala-Stadt sind am Donnerstag mindestens vier Menschen getötet worden. Etwa 20 wurden verletzt. Auslöser der Unruhen war eine Erhöhung der Busfahrpreise um rund fünfzig Prozent.

Immer wenn in den vergangenen dreißig Jahren in Guatemala die Fahrpreise erhöht wurden, war es zu Randale gekommen. Hauptstadtbürgermeister Fritz García wusste also, was ihn erwartete, als er Anfang dieser Woche verfügte, dass Normalfahrscheine in Zukunft umgerechnet 30 statt 20 Pfennig kosten sollen. Da gebe es „keinen Schritt zurück“, sagte García. Der Grund: Von der Zentralregierung kommen keine Subventionen mehr für die Busunternehmer. Präsident Alfonso Portillo ist nämlich von der rechtspopulistischen „Republikanisch-guatemaltekischen Front“ (FRG), während García für die konservative Konkurrenz der „Nationalen Fortschrittspartei“ (PAN) gewählt wurde.

Studenten stellten García ein Ultimatum: Innerhalb 48 Stunden müsse er die Verordnung zurücknehmen, sonst gebe es Randale. Doch der Bürgermeister bleib hart. Schon am Mittwoch wurden erste Busse abgefackelt, und als dann in der Nacht zum Donnerstag das Ultimatum verstrichen war, ging es richtig los. Öffentliche Schulen und die meisten Geschäfte blieben vorsorglich geschlossen. Die Polizei hatte 4.000 Beamten zusammengezogen. Doch trotz massiven Schlagstock- und Tränengas-Einsatzes brachte sie die Rollkommandos der Studenten nicht unter Kontrolle. Die zogen mit Kapuzen maskiert durch die Innenstadt, schlugen Schaufenster ein, plünderten Geschäfte und setzten die wenigen Busse in Brand, die an diesem Tag unterwegs waren. Private Sicherheitskräfte verloren die Nerven und schossen wild um sich.

Seit dem Ende des Bürgerkriegs 1996 erlebt Guatemala einen beispiellosen Anstieg der Kriminalität, seither steht vor beinahe jedem Ladengeschäft im Stadtzentrum ein Pistolero mit Flinte oder Revolver.

Vieles deutet darauf hin, dass García und Portillo den Konflikt um die Bus-Subventionen absichtlich eskalieren ließen, um ein Machtkämpfchen zwischen den beiden großen Parteien auszufechten. Als Sieger zeichnet sich derzeit Portillo ab. Als hätte er mit der Randale nichts zu tun, flog er am Donnerstag zum Staatsbesuch nach Costa Rica. In Guatemala-Stadt zirkulieren Gerüchte, dass er nach seiner Rückkehr die Armee einsetzen werde, um Friedhofsruhe zu schaffen.

TONI KEPPELER

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