: Wenn Schulen und Hochschulen ihre Werbetrommeln rühren
■ Ohne Werbung geht nichts – auch nicht im Bildungsprogramm / (Hoch)Schulen müssen Profil entwickeln und Anzeigen teuer bezahlen, denn die Konkurrenz schläft mittlerweile nicht mehr sondern strebt vorwärts
Die Uni Oldenburg wirbt mit Radiospots, Bremens Hochschule schaltet Anzeigen, und Privatschulen werfen Flyer in die Briefkästen – sie alle wollen eigentlich nur eins: den Nachwuchs sichern. Denn so ohne weiteres geht die nächste Generation nicht mehr in eine no-name Schule/Uni um die Ecke.
Besser wäre es den Lernenden ein klasse Profil bieten zu können: Drei Fremdsprachen schon ab Klasse fünf, Internationale Studiengänge, eine christliche Ausrichtung oder ein gutes Ranking. Im Wettbewerb untereinander wird Werbung immer wichtiger, um das Besondere der Lehranstalten herauszukehren.
Die Hochschule Bremen zum Beispiel rührt seit fünf Jahren die Werbetrommel. Und zwar ganz klassisch: Mit Anzeigen. Für jährlich 30.000 bis 50.000 Mark werden die Hingucker für die Bremer Hochschule im ZVS-Info oder in Broschüren wie „Naturwissenschaftliches Studium in Deutschland“ geschaltet, die sich an SchulabgängerInnen wenden, erklärt Pressesprecher Ulrich Berlin. Geworben wird vor allem mit seltenen Fächern, internationalen Studiengängen.
„Als Fachhochschule müssen wir die Notwendigkeit sehen, auf uns aufmerksam zu machen“, meint Berlin. Gerade in Zeiten der allgemeinen Einbrüche in den Ingenieurwissenschaften war die Kampagne erfolgreich, meint Berlin: Die Hochschule hatte noch recht stabile Kurse. Die Uni Bremen dagegen macht kaum Werbung. Viel zu teuer – winkt Pressesprecher Uwe Gundrum ab. Der Erfolg wäre vielfach nicht messbar.
In Oldenburg ist die Carl von Ossietzky Universität einen Schritt weiter gegangen. Als eine der ers- ten deutschen Unis hat sie Radio-spots geschaltet, um den Nachwuchs auf die Uni aufmerksam zu machen. Denn: „Dreiviertel unserer Studierenden kommen aus der Region, aber das muss ja nicht immer so bleiben“, sorgt sich Uni-Präsident Siegfried Grubitzsch. Darum hat man im April versuchsweise für 30.000 Mark die Radiospots bei FFN gefahren: sechs pro Tag, eine Woche lang im gesamten Norden. Anlass war die Absolventenbörse in der Weser-Ems-Halle. Die Resonanz war durchaus positiv, erklärt die Uni rückblickend: Sowohl beim Sender, im Pressebüro als auch in der Weser-Ems-Halle gingen Anrufe ein. Und auch bundesweit war das Medien-echo auf den Versuch enorm.
Ob die Kampagne fortgeführt wird, muss sich bei den Anmeldungen im Wintersemester zeigen. Da sollen die Immatrikulationswilligen einen Fragebogen mit eingetütet bekommen. Der soll klären, wie viele der Spot überzeugt hat.
Auch so manche Privatschule muss den Werbeetat aufstocken, um die Kurse voll zu kriegen. Kürzlich erst zog das gesamte Kollegium einer dänischen Schule nach Bremen und Hannover, um den deutschen Nachwuchs mit der besonderen Lernförderung in Dänemark zu umwerben. „Auch für die spätere Karriere kann ein Jahr in Dänemark gut sein“, heißt es von der Vamdrup Efterskole.
Rund fünf Prozent vom Umsatz macht der Werbeetat der meisten Privatschulen aus, schätzt Bernhard Marohn vom Bundesverband Deutscher Privatschulen. Die Tendenz: Seit Jahren steigend. Denn: „Für Privatschulen gibt es keinen festen Einzugsbereich. Die Schüler kommen nicht von allein.“
Das trifft allerdings vor allem berufsbildende Fachschulen und Weiterbildungseinrichtungen. So manches Privat-Gymnasium dagegen hat keine Werbung nötig. Zum Beispiel das Ökumenische Gymnasium in Bremen: „Wir haben mehr Anmeldungen als Plätze“, heißt es von der Schulleitung. Werbung wäre da geradezu kontraproduktiv.
Doch im Angesicht des zu erwartenden Schülerrückgang in zehn Jahren müssen sich auch staatliche Schulen mittlerweile Gedanken machen, meint Bernhard Marohn. Auch an der Kultusminis- terkonferenz sind die Werbemaßnahmen nicht vorbeigegagen. Die Schulen, hieße es unter der Hand, sollten nicht immer nach Recht und Gesetz fragen – „es gebe noch nicht für alles einen Erlass“. pipe
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