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autofreier sonntagHERAUS AUF DIE STRASSE

So einfach kann man eine gute Idee im Stau vertrödeln lassen. Die Grünen schlagen vier autofreie Sonntage vor. Die Europäische Kommission plädiert gar für einen abgasfreien Freitag am 22. September. Schon rast Verkehrssenator Peter Strieder (SPD) mit Vollgas an die Spitze der Kolonne und bittet die Berliner ganz lieb, ihr Lieblingsgefährt doch einfach stehen zu lassen. Dabei wird es dann aber auch bleiben.

Strieders autofreie Sonntage werden so autofrei sein wie jeder andere Sonntag auch. Denn ohne Zwang lässt erfahrungsgemäß niemand seine Kiste stehen. Somit steht Strieder ganz in der Tradition seines Amtsvorgängers. Schon bei Autosenator Jürgen Klemann (CDU) gab es Verkehrspolitik nur unter der Bedingung, dass sie keinen Autofahrer belästigte.

Gegen solche Blockadepolitik hilft nur noch eins: die Blockade. Politische Demonstrationen von Blade Night über Love Parade bis zur Fahrradsternfahrt des ADFC haben gezeigt, dass Straßen nicht nur für Autos gemacht wurden. Geballt an einem Tag ergäbe das ein fast flächendeckendes Programm. Dann muss nur noch die Gesellschaft Historisches Berlin Unter den Linden mit Kutschen für den Schloss-Aufbau demonstrieren. Und die PDS auf der Frankfurter Allee für den Erhalt des Palasts der Republik. Oder Gewerkschaften gegen den Sonntags-Verkauf, der an einem solchen Tag bestimmt genehmigt würde. Die Kreuzberger lassen sich dann bestimmt auch noch etwas einfallen.

Das wäre nicht nur ein großer Tag für das Demonstrationsrecht. Auch kein Auto käme mehr durch. Demo-Anmelder aller Bezirke, gebt Gas! Stichtag: 4. Juni.GEREON ASMUTH

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