: Zwischen alle Fronten
■ Kosovo-Roma demonstrieren heute in Hamburg für ihr Bleiberecht
„Wer Roma ins Kosovo abschiebt, schickt sie in den Tod“, warnt Rudko Kawczynski, Sprecher des internationalen Dachverbandes „Roma National Congress“ (RNC). Für den heutigen 60. Jahrestag der ersten Inhaftierungen von Roma unter dem NS-Regime ruft der RNC deshalb zu einer Demonstration in Hamburg für das Bleiberecht von Kosovo-Roma auf.
In der Hansestadt haben alle rund 400 Roma-Flüchtlinge von der Ausländerbehörde Anfang April Ausreiseaufforderungen bekommen. Zwar würden sie nicht abgeschoben, versicherte die Innenbehörde. Darauf vertraut der RNC jedoch nicht. Der Dachverband von 230 Organisationen weltweit weist darauf hin, dass für Roma Vergewaltigung, Vertreibung und Mord auch nach Kriegsende im Kosovo Alltag seien. „Eine Rückkehr ist deshalb unmöglich“, erklärt Kawczynski: „Das Kosovo kann für Roma keine Heimat mehr sein.“
Die Roma waren im Konflikt auf dem Balkan zwischen die Fronten geraten: Von den Albanern wurden sie im Kosovo im Zuge der „ethnischen Säuberungen“ verfolgt, die Serben ordneten Roma hingegen den Albanern zu und vertrieben sie ebenfalls. Zudem seien sie für die Rechtfertigung des NATO-Angriffs benutzt worden, glaubt der RNC: Viele der frühen Flüchtlinge, die auf Bildern als Albaner auf der Flucht vor Serben präsentiert wurden, seien von beiden Seiten verfolgte Roma gewesen. Mittlerweile lebten von den zuvor 200.000 Roam fast keine mehr im Kosovo.
Durch Hamburg soll die De-monstration führen, da die Roma auf Vermittlung der Hansestadt im Bund hoffen. Denn bereits 1989 hatte nur Hamburg 2.000 Roma aus Ex-Jugoslawien aufgenommen, während die Bundesregierung das Land noch als „besonders stabil“ eingestuft hatte. Der RNC überreicht heute eine Petition an die Bürgerschaft, auf Bundesebene eine Initiative für das Bleiberecht der Kosovo-Roma zu starten.
Das wird nicht der letzte Hilferuf bleiben. Falls tatsächlich Roma aus Deutschland abgeschoben würden, kündigt der Verband weitere Aktionen im ganzen Bundesgebiet an.
Kathi Schiederig
Demo: 14 Uhr ab Hachmannplatz, 16 Uhr Kundgebung am Rathaus
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