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Frauengemeinschaft auf dem Nichts

■ Bisher existiert der erste Beginenhof nur als Modell, aber noch im Mai soll der Bau beginnen

Noch ist die fußballfeldgroße Brache in der Neustadt Köterklo und Crossrennbahn. Nur sechs Fahnen und eine Tafel an der Ecke Kirchweg/Hardenbergstraße künden von ihrer Bedeutung. Hier entsteht der Beginenhof – Expo-würdig, weil sozial innovativ, zukunftsweisend und übertragbar. Auch wenn die ersten Frauen erst einziehen, wenn die Weltausstellung längst gelaufen ist. Aber noch in diesem Monat soll der Bau wirklich losgehen, nachdem die Beginenfrauen schon vor Wochen den ersten Spatenstich imitiert hatten.

Vorbild sind die Beginenhöfe des hohen Mittelalters – Gemeinschaften allein lebender Frauen, die wirtschaftlich unabhängig waren. Wenn die Bremer Anlage in einem Jahr fertig ist, beherbergen drei einander zugewandte Häuser insgesamt 67 Wohnungen, je zu einem Drittel Miet- und Eigentumswohnungen sowie Quartiere des sozialen Wohnungsbaus. Rund 150 Frauen sollen hier zu Hause sein. Hinzu kommen Tiefgarage, Markthalle, Gewerbeflächen. Entworfen hat den Komplex die Hamburger Architektin Alexandra Czerner.

Rund 30 Millionen Mark kostet das Gemeinwesen. 20 Prozent haben die rund 160 Beginen als „Bremer Beginenhof Wohnungsbau Kooperative“ aufgebracht, den Rest strecken Banken vor. Und die Frauen hoffen auf EU-Gelder, fünf Millionen. Nur mit ihnen können die Markthalle und ein Gewerbeturm realisiert werden.

Laut Erika Riemer-Noltenius ist der Bremer Beginenhof einer beherzten Aktion zu verdanken. Als Henning Scherf VertreterInnen gesellschaftlicher Gruppen nach ihrem Part an der Agenda 21 fragte, da habe sie als damalige Vorsitzende des Landesfrauenausschusses spontan den Beginenhof verkündet, ohne Mandat. Die Legitimation der Frauen gab's nachträglich, allerdings auch „Rügen und Rüffeln“. Das war 1996, ein Jahr später gründeten sie einen Verein und die Kooperative. Den Tipp für das Grundstück bekamen die Frauen von Mitarbeitern der Baubehörde in ihrer Agendagruppe. Bis November stand hier eine Halle für den DRK-Fuhrpark. Man habe sich vertan mit der Planungsdauer und den ganzen Genehmigungen, begründet Riemer-Noltenius den Stillstand nach dem Abriss.

Die Resonanz aus der Neustadt sei gut, sagen die Macherinnen. Schließlich sei der Hof mit Handwerk und Dienstleistungen eine Bereicherung für den Stadtteil. Eine Solidargemeinschaft soll entstehen, in der Frauen generationenübergreifend zusammen leben. Keine Zwänge: Religiöse, politische und sexuelle Orientierungen sind Privatsache. Alle Wohnungen sind bereits vergeben. Während der erste Bremer Beginenhof noch nicht ist, plant der Verein bereits die zweite und dritte Anlage – die Nachfrage ist da. Den Beginenfrauen ist klar, dass bei den jüngeren Frauen die Fluktuation größer sein wird als bei den älteren. „Wenn letztere einziehen, sagt Oberbegine Riemer-Noltenius, „dann für den Rest ihres Lebens.“ sgi

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