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: KONRAD LISCHKA über Mafia und Medienkonzerne

Warum Fred Kogel heiraten muss

Einer wie Fred Kogel ist Grundausstattung jeder Soap. Trotz Haaren bis fast zum Arsch machte er in wilden Jugendjahren einen auf Travolta. Heute ist der Tänzer Scientologe, sein Imitator Sat.1-Programmchef.

Beides schlimm, aber immerhin feiert Kogel beim Filmekaufen in Hollywood noch wie früher die Nacht durch, lässt sich gar am Morgen drauf „was Asiatisches“ auf den Arm tätowieren.

In Soaps geht das. In der großen Familiensoap Privatfernsehen nicht. Die Kirch-Gruppe will Sat.1 mit Pro 7 und Kabel 1 zur Senderfamilie machen – und das lieber ohne einen Geschäftsführer, der auf Unabhängigkeit pocht, und dann noch mit Tattoo. Seitenscheiteljurist und Pro 7-Vorstandschef Urs Rohner hat da bessere Chancen. Denn das Fernsehen macht auf modern, hat aber in Wirklichkeit mehr mit „Dynasty“ zu tun: Die großen Medienfamilien Springer und Kirch funktionieren wie Mafiaclans im Kino der 70er: Die Familie hat das Sagen, beraten und managen lässt sie sich von hörig-aufstiegswilligen Akademikern. Don Leo lenkt mittels Unternehmensstiftung die operativen Geschäfte allein. Was im „Paten“ der Consigliere Tom Hagen für Michael Corleone war, sind Kirch der Ex-Bankenchef Helmut Guthardt und Peter Gauweiler, ehemals CSU-Staatsminister. Aber erben wird Sohn Thomas.

Und wenn zwei Herrschergeschlechter sich zoffen, wie die der Kirchs und Springers bei Sat.1, muss mindestens ein Kogel dran glauben. Springer will eigentlich ebenso wenig wie er, dass Sat.1 in einer Kirch-TV-Familie untergebuttert wird, aber man hat halt nicht so viel Einfluss. Und Thomas Kirch erschießen, das geht dann halt doch schlecht. Da sie sich also nicht umbringen können, werden sie wohl zusammenarbeiten. So wie das die Medienclans Bertelsmann und WAZ erfolgreich beim Verwerten der RTL-Verwertungskette tun. Dabei bauen sie auf ein etwas älteres Prinzip: Die deutsch-österreichische Freundschaft. Die siebeneinhalb Millionen hinter und zwischen den Alpen sind wie die Australier mangels großer Auswahl ja eh alle irgendwie verwandt.

Kein Wunder, dass RTL läuft wie es läuft: Ex-Geschäftsführer Thoma, Jetzt-Geschäftsführer Gerhard Zeiler, Chefredakteur Hans Mahr und die halbe Führungsmannschaft sind Ösis, eine große Familie.

Und die WAZ-Männer im Hintergrund regieren wie mittelalterliche Potentaten. Da wird alles getan, um das Gut in Familienbesitz zu halten: Verlagsgeschäftsführer Günther Grotkamp (unlängst verstorben) heiratete eine der Gesellschafterinnen, der andere Geschäftsführer Erich Schumann wurde weit jenseits der 50 adoptiert – von WAZ-Mitgründer und Mitbesitzer Erich Brost. Seinen leiblichen Sohn – einen netten Hobbyphilosophen und Ökobauern – enterbte der mittlerweile auch tote Herr.

Eigentlich Stoff für die RTL-Journalisten-Soap „Großstadtträume“, aber nein, hier ist ja die WAZ beteiligt. Also legen sich dort weiterhin nur unverfängliche Hausbesitzer auf unverfängliche Herausgeberinnen, die auf unverfänglichen Schreibtischen liegen. Fred Kogel sollte schnellstens heiraten oder sich adoptieren lassen.