: Schwamm in der Hafenstraße
Die Sanierung der ehemals besetzten Häuser wird teurer als erwartet ■ Von Gernot Knödler
Hamburg wird für die Sanierung der ehemals besetzten Häuser in der Hafenstraße 3,4 Millionen Mark mehr ausgeben als geplant. Wie Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) gestern mitteilte, sind die hölzernen De-ckenbalken stärker von Pilzen und Insekten befallen als vermutet. Zudem ist die Wohnfläche größer als zunächst angenommen.
„Der Senat stand vor der Entscheidung, ob er das Projekt abbricht“, sagte Maier. Das hätte bedeutet, dass die Befriedung der 160 BewohnerInnen beendet worden wäre und die Stadt nicht einmal Geld gespart hätte, weil die Balken ohnehin hätten saniert werden müssen. „Das Problem bei einem solchen Projekt sind im Normalfall nicht die Gebäude, sondern die Menschen, die sich symbolisch darum herum versammelt haben“, philosophierte der Senator.
Dass viele der Balken von Schwamm befallen waren, sei bereits im Sommer 1996, als die Entscheidung zugunsten der Sanierung fiel, bekannt gewesen. Erst bei der Arbeit habe sich allerdings he-rausgestellt, dass 43 Prozent der Deckenbalken aller Häuser beschädigt sind. „Biotische Schäden stellen Sie erst dann fest, wenn Sie mit dem Sanieren beginnen und die Balken freilegen“, rechtfertigte sich Maier.
Überdies stellte sich beim erneuten Vermessen der Häuser heraus, dass sie knapp 150 Quadratmeter zu sanierende Wohnfläche mehr bieten als angenommen. Und schließlich will der rot-grüne Senat wie anderswo auch die Dachgeschosse zu Wohnungen ausbauen lassen, wodurch weitere knapp 940 Wohnfläche hinzukommen. Mit 5835 Quadratmetern ist damit die Wohnfläche um 22,9 Prozent größer, als 1996 angenommen wurde.
Nach langem Gezerre hatte die Stadt damals die vom Abriss bedrohten Häuser in der Hafenstraße und der Bernhard-Nocht-Straße an die Genossenschaft „Alternativen am Elbufer“ verkauft. Die Sanierung war seinerzeit auf insgesamt 10,4 Millionen Mark veranschlagt worden. Rund neun Millionen wollte die Stadt aus dem Programm „Alternative Baubetreuung“ zuschießen. Ende des vergangenen Monats waren davon rund 5,7 Millionen Mark ausgegeben.
Nach heutigem Stand betragen die Kosten 16 Millionen Mark. Das Defizit von 5,6 Millionen will der Senat dadurch decken, dass er über die städtische Wohnungsbaukreditanstalt ein Darlehen in Höhe von 8,4 Millionen Mark vergibt und gleichzeitig die Zuschüsse um 1,3 Millionen Mark verringert.
Im Gegenzug sollen die Wohnungen in den bunten Häusern am Hafenrand 40 Jahre lang – zehn Jahre länger als üblich – Sozialmietern vorbehalten bleiben. Ab 2008 sollen die Mieten zudem schrittweise an das Niveau des Mietenspiegels angepasst werden.
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