: Metro schluckt Hertie
Letztes Grundstück am Potsdamer Platz ist verkauft. Metro-Markt-Tycoon Otto Beisheim kauft Hertie-Areal und plant bis 2004 Komplex aus Büro- und Wohnbauten
Erst Brache an der Mauer, später, in den 80er-Jahren, legendäres „Lenné-Dreieck“ -Besetzerland, dann geplantes Stadtquartier am Potsdamer Platz und jetzt Metro-Markt-Grundstück: Das letzte unbebaute Areal am nördlichen Potsdamer Platz wird von dem Privatinvestor Otto Beisheim bebaut. Der Handelstycoon und Gründer der Metro-Märkte hat nach Angaben der Metro-Holding AG in dieser Woche das 16.000 Quadratmeter große Gelände gegenüber dem Sony-Areal von der Hertie-Stiftung erworben. Die genaue Kaufsumme nannte die Metro-Geschäftsleitung nicht. Beisheim plant bis 2004, einen Komplex aus Geschäftshäusern, Wohn- und Hotelbauten zu realisieren.
Als Architekten für die Gebäude will Otto Beisheim die renommierten Büros Pei, Cobb, Freed & Partners und Richard Meier (beide USA) sowie die deutschen Planer Josef Paul Kleihues (Berlin), Hilmer & Sattler (München) und Gerkan, Marg und Partner (Hamburg) gewinnen. Die fünf Büros sollen zu einem Architektenwettbewerb eingeladen werden, der bereits im Sommer entschieden wird.
Der Verkauf des Grundstücks wurde von der Bauverwaltung begrüßt. Nach Ansicht von Petra Reetz, Sprecherin von Bausenator Peter Strieder (SPD), „besteht jetzt die Chance, dass der Potsdamer und Leipziger Platz mit neuen Gebäuden geschlossen werden kann“. Bausenator Strieder habe die Hoffnung geäußert, dass die Auswahl der Architekten eine gute Bebauung für das Areal garantiere. An dem Deal zwischen Hertie und Metro sei die Verwaltung indessen nicht beteiligt gewesen, sagte Reetz gestern zur taz.
Das Gelände am Potsdamer Platz war nach dem Fall der Mauer an die vier Investoren – Daimler Benz/Debis, Sony, ABB und Hertie – verkauft worden. Während Debis, Sony und ABB die Bebauung ihres jeweils dreieckigen Grundstücks bereits realisiert beziehungsweise begonnen haben, bemühte sich Hertie in den vergangenen Jahren vergeblich, sein Projekt zu entwickeln. Lediglich zwei Flächen – für ein Haus an der nördlichen Tiergartenseite für den Verband öffentlicher Banken und den Deutschen Kreistag und für die Delbrückbank – konnten vermarktet werden. Die große Restfläche ist nicht bebaut.
Die Bebauung des „herausragenden“ Metro-Areals soll nach Auskunft von Vorstandsmitglied Erwin Conrad in „entsprechender Qualität“ umgesetzt werden. Neben Bürobauten sollen teure Wohnungen und ein Nobelhotel entstehen. An der Spitze zum Potsdamer Platz, in Nachbarschaft zum Sony-Hochhaus, plant der Unternehmer einen „Beisheim-Tower“.
Damit ein Baubeginn vor Ort möglichst rasch erfolgen kann, will die Metro-Holding AG den bestehenden Bebauungsplan womöglich nicht ändern lassen. Auf der Grundlage des 1991 entstandenen Masterplans von Hilmer & Sattler muss sich der Metro-Komplex – ähnlich wie bei Debis und Sony – aus mehreren Quartieren zusammenfügen. Neben dem Hochhaus an der Grundstücksspitze sind zwei U-förmige Baukörper an der Lennéstraße vorgesehen. Ebenfalls in Form von Parzellen sollen die Bauten an der Ebertstraße realisiert werden. Zwischen Metro und Sony schiebt sich zudem eine kleine Grünanlage.
ROLF LAUTENSCHLÄGER
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