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Der richtige Zeitpunkt für Forderungen

Südafrika: Zubeda Dangor ist klinische Psychologin und Leiterin einer frauenpolitischen Organsiation in Johannesburg mit Beratung für Frauen, die Opfer von Gewalt sind

taz: Frauen aus Südafrika traten in Peking 1995 häufig als Vorbild auf, kämpferisch und zielgerichtet. Welche Wirkungen hatte die Peking-Konferenz in Südafrika?

Zubeda Dangor: Für uns kam die Konferenz zum richtigen Zeitpunkt. Wir hatten die erste Post-Apartheid-Regierung, und die war willens, Geschlechterfragen aufzugreifen. Als Erstes richtete die Regierung von der Präsidial- und Kabinettsebene über das Parlament bis runter in die Provinzen und in allen Ministerien Stellen für Geschlechtergleichheit ein. Dann verabschiedete sie drei wichtige Gesetze: eins zu Gewalt in der Familie, ein neues Unterhaltsgesetz, und der Schwangerschaftsabbruch wurde legalisiert. Das sind große Fortschritte. Für die Frauenbewegung war Peking eine große Hilfe.

Wie wirken sich die Gesetzesreformen im Alltag aus?

Bei der Umsetzung beginnen die Probleme. Die Polizei weiß überhaupt nicht, wie sie mit dem Gesetz zu Gewalt in der Familie umgehen soll. Die Regierung muss dringend Mittel für Trainingskurse locker machen. Sonst wird aus der schönen Rhetorik keine Realität. Die Gleichstellungskommissionen sind finanziell viel zu schwach ausgestattet. Mit den Gesetzen hat die Regierungen Möglichkeiten eröffnet. Die müssen wir nutzen.

Hat die südafrikanische Regierung alle in Peking gemachten Zusagen eingelöst?

Nein, sie hat eine Reduktion des Verteidigungshaushalts versprochen. Wir forderten, dass die eingesparten Mittel zur Armutsbekämpfung benutzt werden sollten. Das ist nicht geschehen. Stattdessen hat die Regierung für 30 Millionen Rand militärische Ausrüstung gekauft. Unsere größten Feinde sind jedoch die Armut im eigenen Land sowie unsere inneren Bedrohungen durch Gewalt und Kriminalität.

Welche Methoden und welche Instrumente haben Frauenorganisationen, um die Regierung zu beeinflussen?

Im Augenblick betrachten wir die Armut von Frauen als den härtesten Knackpunkt. Wir haben ein Frauenbudget erarbeitet und zeigen der Regierung, wie viel Arbeit – unbezahlte und bezahlte – Frauen in die Gesellschaft stecken, was sie sozusagen einzahlen, und prüfen dann an den Ausgaben der einzelnen Ressorts, was die Regierung für sie ausgibt. Auf Basis dieser Analyse verhandeln wir den Haushalt.

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